Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Beerdigung Bad Godesberg 4. März 2023

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4. März 2023 - Kirche des Aloisiuskollegs, Bonn-Bad Godesberg

1. Das Wort, das Gott zu uns spricht

  • "Wort des lebendigen Gottes" haben wir eben gehört, am Ende der Lesung aus der Bibel, dem Brief des Paulus an die Christen in Korinth. Wort Gottes ist unser Versuch, uns hier vor dem Sarg Ihrer Frau etwas sagen zu lassen, das Halt gibt.
    Sie selbst haben diese Verse für heute ausgesucht. Es ist gut, dass wir so ein "Wort" haben, ja diese ganze Liturgie der Kirche haben, die uns hilft, diesen Abschied zu gestalten. Zum Glück haben unzählige Generationen vor uns mit ihrer Erfahrung der Trauer und des Abschieds diesen Ablauf einer Trauerfeier für uns geformt. Das hilft heute sehr.
  • Vor dem Gottesdienst, als Erstes, habe ich einen Text vorgelesen, den Sie geschrieben haben, um an Ihre liebe Frau zu erinnern. Diese Erinnerung sollte das erste Wort sein. Der Text stammt von Ihnen selbst. Aber es ist immer noch einmal etwas Anderes ihn zu hören. Die Stimme Ihrer Frau war darin. Und dann haben wir den Mut zusammengenommen und gesagt: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Im Namen unseres Gottes, des Einen, des Heiligen!
  • Für uns Christen ist das Wort Gottes, das aus einem Text zu uns spricht, den damals ein Mensch wie Paulus geschrieben hat. Es sind Wörter der Evangelisten oder Propheten, der Betenden der biblischen Zeit, durch die heute Gott zu Ihnen und uns spricht.
    Weil jede Situation anders ist, weil jedes Wort gesprochen werden muss, können Sie daher die Lesung aus der Bibel, die Paulus geschrieben hat, die Sätze die Sie selbst aus dieser Bibel ausgesucht haben, als Gottes Wort für sich und uns hören.

2. Die Liebe hört niemals auf

  • Ihre Mutter gehörte einer Generation an, die Erleben musste, was wir uns nur von fern vorstellen können. Als Ihr Vater sie in Fulda kennengelernt hat, da hatte sie schon als Kind Kriegsjahre und Flucht erfahren und musste ihre Familie eine neue Existenz aufbauen. Aber zugleich gehörten Ihre Eltern zu der Generation, die sich und in diesem Land etwas aufgebaut hat. Wir haben vorhin davon gehört.
    Der Satz "Von ihren Eltern hat meine Frau ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein übernommen" liest und hörte sich leicht, aber dahinter steckt ja ein Mensch, dem das sicher nicht immer leichtgefallen ist, auch wenn sie es aus voller Überzeugung und ganzem Herzen gemacht hat.
  • "Die Liebe hört niemals auf." Dieser Satz aus der Mitte des Kapitels im Ersten Korintherbrief ist für Paulus ganz zentral. Er schreibt an die Christen in Korinth, die engagierte Menschen waren und dort viel aufgebaut haben. Er schreibt an Menschen mit ganz vielen Talenten und Begabungen. Wir haben ja nur den kurzen Abschnitt gehört, aber Paulus listet zuvor all dies auf, fast ein wenig wie wir vorhin gehört haben, was Ihre Mutter in ihrem Leben geleistet hat.
  • Und dann stellt Paulus fest: All diese Lebensleistung wäre wie brüchiger Ton oder schepperndes Blech, wenn nicht alles getragen und durchdrungen ist von dem Respekt für andere Menschen. Ohne die Liebe wäre alle Lebensleistung leer.
    Dabei weiß auch Paulus, dass unsere Gefühle nicht immer nur überschäumende Liebe sind. Aber der grundlegende Respekt der Mitter vor ihren Kindern, der Lehrerin vor ihren Schülern, der Optikerin vor ihren Kunden, der Frau vor ihrem Mann, diese Liebe braucht es in allem, damit alles etwas ist.

3. In allem geliebt und getragen

  • Und wenn es nur unser Bemühen ist, nur die Sehnsucht danach, diese Leben zu leben: In allen Situation und Zeiten, in guten und schlechten Tagen, kann diese respektvolle Liebe alles verändern: "Sie erträgt alles", keine Situation kann sie beirren, "sie glaubt alles", nicht leichtgläubig, sondern in allem lässt sie sich das Vertrauen nicht nehmen, "sie hofft alles", denn nichts ist ihr so hoffnungslos, dass nicht Gott doch stärker wäre. Ja, Die Liebe "hält allem stand." Wort Gottes für Sie heute.
  • Das entscheidende "Wort des lebendigen Gottes" ist jedoch nicht die biblische Lesung gewesen. Das entscheidende Wort spricht Gott zu Ihrer Frau. Das ist mein Vertrauen. Sie ist wie Christus in den Tod gegangen.
  • Der Tod, das wissen Sie, ist dunkel. Aber in diese Dunkelheit hinein spricht Gott sein Wort an Ihre Frau und sagt: Komm! Nimm Teil an der Herrlichkeit meines Sohnes, er ist dir ein Bruder geworden, um dich an diesen Ort des Lichtes zu bringen. "Die Liebe hört niemals auf."