Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt Ostern Lesejahr B - In der Nacht 2024

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30. März 2024 - St. Georg, Sinzig-Löhndorf

1. Auferweckt

  • "Christus wurde durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt." Mit diesem Satz aus der heutigen Osternachtsfeier hatte sich Paulus in seinem Brief der Christengemeinde in Rom vorgestellt. Das, sagt er, ist der Glaube, den ich verkünde.
  • Den Tod begreift Paulus als den Tod der Sünde: All dessen, was uns von der lebendigen Herrlichkeit Gottes trennt. Sich an Christus binden bedeutet, mit ihm diesen Tod zu sterben, um mit ihm auferweckt zu werden. Paulus vergleicht das mit der Befreiung aus Sklaverei – genau dem, was zu feiern der Jude Jesus an Pessach nach Jerusalem gekommen war. Befreiung aus so vielen schrägen Abhängigkeiten, mit denen wir doch nur einander und auch uns selbst schaden. Lassen wir das sterben, können wir mit Christus auferstehen.
  • Das also ist für Paulus die Botschaft in seinem Römerbrief: Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaft auferstanden.

2.  Osterüberraschung

  • Was die Römer, an die Paulus schreibt, zu dem Thema wissen, wissen sie aus den Zusammenkünften und Gottesdiensten. Dort wird erinnert an das, was Jesus getan und gelehrt hat, angefangen damit, dass er, der geliebte Sohn Gottes, am Jordan die Taufe empfangen hat, mit der er sich unter die Sünder einreihte. Von Anfang an an der Seite der Menschen. Alles Tun und alle Lehre Jesu zielten auf das eine: Dass keiner aus dem Volk Gottes ausgeschlossen werde und Gottes Liebe ausstrahle in eine Welt, in der das Reich Gottes begonnen hat.
  • Wenige Jahre nach dem Brief des Paulus, wird jemand, als dessen Namen die Tradition 'Markus' überliefert, die Frohe Botschaft, das Evangelium auch schriftlich zusammenstellen. Sie soll von allen gehört werden können. Das, was die Christen von Rom über Jesus wussten, dürfte in den Text des Markusevangeliums eingeflossen sein. Auffällig nur ist: Was Markus "Evangelium" nennt, beginnt mit der Taufe am Jordan und endete offenbar ursprünglich mit dem Tod Jesu am Kreuz. Erst später – so wissen wir aus den ältesten Handschriften – wurde der Osterbericht, den wir heute Nacht gehört haben, angefügt.
  • Offenbar war das davor nicht nötig. Ich denke: Für die Christen war klar, dass die Auferstehung nicht einfach ein überraschendes Ereignis im Anschluss an Karfreitag war. Unverständlich war es für die Jünger vor Ostern. Überraschend war es für die Frauen, die trauend an das Grab kamen. Aber für Markus und seine Gemeinde, die auf die Ereignisse glaubend zurückschaut, ist Ostern nicht mehr überraschend. Für sie, im Rückblick, verkündet Jesu ganzes Leben und vor allem seine Bereitschaft, das Kreuz zu tragen, "die Herrlichkeit des Vaters", durch die Jesus auferweckt wurde. Sie hatten es vor Ostern nur noch nicht gesehen. Aber es war alles da.

3. Österlich Leben

  • So, denke ich, wird es mit denen sein, die mit Christus zum Leben auferstehen. Im Blick auf unser Leben werden wir es wirklich verstehen. Doch heute Nacht, wo wir die Auferstehung feiern, können wir es vielleicht ahnen. Denn das ist vom Wesen her christlicher Gottesdienst: Feier der Herrlichkeit Gottes in heiligen Zeichen – die Herrlichkeit, auf die wir hoffen. "Christus wurde durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt." – Für Paulus als frommen Juden wie für Jesus steht dieses Wort "Herrlichkeit" (כָּבוֹד kāḇōd) für die alles übersteigende Freude der Gegenwart Gottes.
  • Dieses Fest lädt uns ein, unser Leben von da her zu sehen und zu begreifen. Der Schlüssel für das Leben liegt in dem, was Ostern verkündet: Das Fest der Freude, der Gemeinschaft und des Lebens. "So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus."
  • Der Karfreitag ist nicht vergessen. In ihm sind vor allem die unter uns gegenwärtig, die Gewalt erlitten haben, die ausgegrenzt werden oder sich ausgegrenzt haben. In jedem Leben ist auch inmitten des Leides der Auferstandene gegenwärtig. Auch in der Ukraine. Auch in Gaza. Mitten im Leid ereignet sich auch dort Gottes Gegenwart. Wie beim Markusevangelium wird die Auferstehung nicht ein überraschender Anhang sein, sondern nur zeigen, was schon längst da ist!
    Der Herr ist auferstanden – Er ist wahrhaft auferstanden!
    Χριστὸς ἀνέστη! (Christòs anésti!) – Ἀληθῶς ἀνέστη! (Alithõs anésti!)
    Христос воскрес! (Christos voskres!) – Воістину воскрес! (Voistinu voskres!)
    الْمَسِيحُ قَامَ (Al-masīḥ qām!)  – حَقًّا قَامَ (Ḥaqqan qām!)