Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Beerdigung Hamburg 16. Dezember 2014

Zurück zur Übersicht von: Beerdigung

16. Dezember 2014 - Hamburg-Ohlsdorf, Kapelle 13

1.

  • Gott als Hirte. Ein für die Bibel wichtiges Bild. Hamburger wären vielleicht eher auf das Bild des Lotsen gekommen. Aber im Orient waren es die Hirten, die mit ihrer liebenden Fürsorge die Herde den Weg geführt haben. Gott ist mit uns unterwegs, wie ein guter Hirte, der seine Herde geleitet.
  • Herde bedeutet auch Gemeinschaft. Mit Gott unterwegs zu sein, bedeutet immer in Gemeinschaft unterwegs zu sein. Die Lesung aus dem Buch des Propheten Ezechiel beschreibt die Verschiedenheit derer, für die Gott Hirte ist: Aus ihrer Heimat Vertriebene. Verletzt und Schwache. Aber auch Starke, die eine Aufgabe und ein Ziel brauchen.
  • Ich habe den Eindruck, dass der Verstorbene sich zu den Starken gezählt hätte. Doch auch er musste seine Heimat verlassen, hat Schwäche und Verletzungen erlitten.

2.

  • Die Photographien, mit denen wir heute an Joachim G. erinnert werden, zeigen ihn auf der Reise, in fernen Ländern oder in einem Zug sitzend.
  • Er war offenbar jemand, der viel unterwegs war, nicht nur äußerlich. In unser Menschenherz ist vielmehr eine Sehnsucht gelegt. Das macht den Menschen aus, und der Lebenslauf von Joachim G. zählt viele Orte und Länder auf.
  • Sehnsucht nach Fülle. Sehnsucht nach Erfüllung. Das ist immer auch ambivalent, mit Verletzungen verbunden, die wir erleiden und solchen, die wir zufügen. Das sehnsuchtsvolle Unterwegssein kann auch in schmerzvolle Brüche und Trennungen führen.

3.

  • In der Taufe hat Gott uns versprochen, auf den Wegen des Lebens zu uns zu stehen. "Muss ich auch wandern in finsterem Tal", hören wir aus der Vertonung des Bildes vom Hirten von Bach. Aber es war bei einer Taufe vor sechs Wochen, bei der der Verstorbene die Lesung gehört hat, die wir sich heute gelesen haben, und in der das Bild auch verwendet wird.
  • So wie wir seine Enkelin in den Tod und die Auferstehung Jesu Christi hinein getauft haben, so war auch ihr Opa ein getaufter Christ. Es mag für ihn nicht oft ein Thema gewesen sein. Vielleicht hat er aber in seiner Sehnsucht gespürt, weniger gewusst, dass auf all seinen Wegen Gott als Hirte bei ihm ist.
  • Er tritt jetzt den letzten Weg an. Das Ziel nennen wir Gottes Herrlichkeit, denn es ist eine Liebe, die jede irdische Vorstellung übersteigt. Joachim G. wird auch auf diesem letzten Weg von Gottes Engel begleitet und gestärkt, dem Weg der Reinigung von aller Schuld, um ganz eingehen zu können in die Gemeinschaft der Liebe, in der er mit Ihnen, die Sie ihn kannten und liebten, verbunden bleibt. Amen.