Zurück zur Übersicht von: 5. Fastensonntag (C)
21. März 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Auf die Erde geschrieben
2. Bundesbruch und Versöhnung
3. Hörende
Beichten befreit Bitte um Vergebung und Einladung zur Versöhnung |
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Brief der Göttinger Pfarrer zur Fastenzeit 2001 |
Bitte um Vergebung und Einladung
Im Sakrament der Versöhnung "feiern" wir Gottes vergebende Liebe. Es wird uns bewusst, dass wir Versöhnung nicht selbst machen können, dass sie uns vielmehr von Gott geschenkt wird. Gott ist es, der uns durch Jesus Christus in der Kirche Versöhnung zusagt. Das ist "frohe Botschaft" - Grund genug, um ein "Fest der Versöhnung" zu feiern, wie im Gleichnis Jesu vom barmherzigen Vater schließlich mit allen Beteiligten ein Fest gefeiert wird (Lk. 15, 1132).
In der Vergangenheit ging dieser froh machende und festliche Charakter des Sakramentes leider weitgehend verloren. Viele Menschen haben die "Beichte" - das "Sakrament" - als bedrückende Last erfahren, fühlten sich durch inquisitorische Fragen des Priesters im Innersten verletzt und haben so den Zugang dazu verloren. Wir Priester, viele unserer Vorgänger, auch Lehrer und Eltern, die die Beichte selbst nie befreiend erfahren haben, und die Kirche insgesamt tragen die Schuld an dieser schlimmen Entwicklung. Wir Göttinger Pfarrer bitten für uns selbst und für die Kirche alle, die das Sakrament durch die belastende Praxis der Vergangenheit auch heute noch als bedrückend empfinden, um Vergebung.
Gerade in den Wochen vor Ostern ist es uns ein Anliegen, dazu beizutragen, dass die befreiende Kraft der Versöhnung als ein frohmachendes Geschenk Gottes wieder zum "Leuchten" kommt. Daher wagen wir es. Sie von ganzem Herzen einzuladen, sich auf dieses Sakrament erneut einzulassen und darin die Versöhnung mit Gott und mit den Menschen zu "feiern".
Warum beichten?
Als Christen vertrauen wir auf Gottes Barmherzigkeit. Wir sind überzeugt: Gott kennt viele Wege der Vergebung unserer Schuld - in der persönlichen Begegnung des Gebetes, in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes, in den Werken der Caritas, in denen wir uns vom Kreisen um uns selbst lösen und uns anderen zuwenden... dass wir an Gottes Barmherzigkeit glauben, ist sicherlich auch eine wesentliche Voraussetzung für den Empfang des Sakramentes der Versöhnung. In diesem Sakrament jedoch dürfen wir darüber hinaus Gottes Vergebung sozusagen greifbar erfahren. Schon die Möglichkeit, offen auch über meine dunklen Seiten sprechen zu können, tut gut und befreit von tiefsitzenden Schuldgefühlen und Ängsten. Vor allem aber der "Ritus" des Sakramentes, der viel archaischer ansetzt als das bloße Wort, kann den Zweifel unseres Herzens und das tiefverwurzelte misstrauen überwinden. Der Priester spricht uns in der Vollmacht Jesu und in einem Ritual, das seit Jahrhunderten überliefert ist, die Vergebung zu und bringt so den Schuldigen mit Jesus Christus selbst in Berührung.
Wie beichten?
Gewissenserforschung
Gewissenserforschung bedeutet vor allem, mich so, wie ich bin, vor Gott zu stellen und nach meiner Grundstimmung zu fragen: Bin ich mit mir zufrieden oder spüre ich in mir einen Zwiespalt? Wo bin ich mit mir selbst unzufrieden? Wo stimmt etwas mit mir nicht? Dankbarkeit für Empfangenes und Einsicht in eigene Defizite - beides hat seinen Platz in der Gewissenserforschung. Erst in einem zweiten Schritt bedenke ich vor Gottes Angesicht das, was mein Verhältnis zu Gott und zu den Menschen belastet, gefährdet oder stört, aber auch das, was im Umgang mit mir selbst problematisch ist. Ich erkenne Böses, das ich getan habe. Ich erkenne Gutes, das ich hätte tun können oder sollen. Ein Gewissensspiegel ist dazu nicht erforderlich, kann jedoch hier und da eine Hilfe sein (cf. das Gebetbuch "Gotteslob", Seite 118 bis 141 und 155 bis 157).
Begrüßung
Wenn die/der Beichtende den Beichtstuhl oder das Beichtzimmer betritt, begrüßt sie/ihn der Priester, z.B. mit dem alten christlichen Gruß " Gelobt sei Jesus Christus ". Die Antwort lautet: "In Ewigkeit. Amen".
Dann macht die/der Beichtende das Kreuzzeichen und spricht: " Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen".
Bekenntnis
Es folgt das Bekenntnis der Sünden, die in der Gewissenserforschung bewusst geworden sind. Die/der Beichtende kann auch sagen, wofür sie/er dankbar ist und evtl. einen konkreten Vorsatz für sein Leben formulieren.
Reuegebet
Das Bekenntnis soll die/der Beichtende mit einem kurzen Reuegebet abschließen. Sie/er kann z.B. sagen: "Dies sind meine Sünden. Ich bereue sie von Herzen". Oder: "Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe".
Beichtgespräch
Der Priester wird in der Regel einige Überlegungen zum erfolgten Bekenntnis, zur Umkehr und zur Vergebung zu bedenken geben. Daraus kann sich durchaus ein Gespräch entwickeln. Meistens schlägt er abschließend der/dem Beichtenden ein Gebet oder eine Tat als Ausdruck der Bußgesinnung vor.
Lossprechung
Das ist die absolute Zusage Gottes, dass wir so, wie wir sind, und auch mit unserer Schuld angenommen und geliebt sind. Der Priester breitet segnend seine Hände aus mit den Worten:
"Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". Dazu bezeichnet der Priester die/den Beichtende/n mit dem Kreuzzeichen. Die/der Beichtende bekreuzigt sich selbst und antwortet: "Amen ".
Entlassung
Der Priester entlässt die/den Gläubige/n mit Worten wie "Der Herr hat dir die Sünden vergeben. Geh hin in Frieden."
Danksagung
Nach der Entlassung durch den Priester soll die/der Gläubige noch eine Danksagung halten und ggf. das zur Buße aufgetragene Gebet sprechen. Gebetshinweise sind im Gebetbuch "Gotteslob" S. 118, zu finden.