Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 2. Fastensonntag Lesejahr C 2010 (Lukas)

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28.02.2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Bund und Freiheit

  • Es ist ab und an gut, das große Ganze in den Blick zu nehmen. Denn christlich zu glauben, bedeutet im ganz normalen Alltag aus der vertrauensvollen Beziehung zu Gott zu leben. Gerade dafür aber ist es gut, ab und an die großen Zusammenhänge in den Blick zu nehmen. Die Sonntagslesungen der Fastenzeit passen dazu.
  • Am Anfang der Glaubens-Geschichte steht Abraham. Dieser Nomade vor viertausend Jahren trägt den ältesten Namen einer realen Person, die uns aus der Bibel entgegentritt. Während Adam, Eva oder Noah symbolische Figuren sind, tritt uns Abraham aus dem Nebel der Geschichte entgegen. Von diesem Abram oder Abraham hat eine lange Überlieferung zwei Dinge bewahrt: Abraham hat für seine Zukunft auf den ihm im Du begegnenden Gott vertraut. Und in diesem Vertrauen auf Gott hat er das Vertraute verlassen und ist aufgebrochen. Der Bund mit Gott bedeutete ihm Freiheit zum Aufbruch.
  • Ist Abraham der Anfang, so ist Mose der Höhepunkt im Alten Testament. Aus dem Bund Gottes mit dem Einen wird der Bund Gottes mit einem ganzen Volk. Und wieder ist der Bund im Zusammenhang mit Aufbruch und Freiheit. Gott, der Israel aus der Sklaverei geführt hat, schließt durch Mose einen Bund mit seinem Volk. Sie sollen keinem Pharao und keinem anderen Herren auf Erden untertan sein, sondern ganz Gott gehören.

2. Jesus

  • Das Evangelium zeigt uns Jesus im Gespräch mit Mose und Elia. Beide stehen als Propheten für den Bund Gottes mit Israel. Alles, was mit Jesus zu tun hat, steht im Zusammenhang mit diesem Bund, weil sonst die Treue Gottes selbst in Frage stünde. Der Treue Gottes zu trauen ist aber genau das, wozu uns Jesus ermutigt. Christlich glauben verweist deswegen immer auf die Geschichte Israels.
  • Jesus selbst ist sich seines himmlischen Vaters sicher. Das liegt nicht nur an seinem Gespräch mit Mose und Elias. Vielmehr beginnt doch das ganze heutige Evangelium damit, dass Jesus auf einen Berg geht und dort betet. Das Lukasevangelium bleibt sehr zurückhaltend, was die Verklärung auf dem Berg anbelangt. Im Gebet teilt sich die Herrlichkeit Gottes auf Jesus mit; die Jünger aber schlafen derweil. Da soll nichts spektakulär sein als allein das stille Gebet.
  • Treue hat also mit Vertrautheit zu tun. Im Gebet wird Jesus mit seinem himmlischen Vater vertraut. Er nimmt seine Jünger mit auf den Berg, um sie hinein zu nehmen in diese vertraute Nähe zu Gott. Mose war noch allein auf dem Berg. Auch wenn die Apostel im Augenblick noch 'verschlafen' sind und Petrus noch "nicht wusste was er sagte", so hat sie Jesus doch mitgenommen, weil sie später verstehen werden.

3. Petrus und Paulus

  • Die heutigen Lesungen beginnen bei Abraham, am Anfang. Sie laufen aber auf unsere Zeit zu mit Petrus und Paulus. Petrus ist dabei - zusammen mit Jakobus und Johannes - unmittelbarer Zeuge. Paulus hingegen ist wie wir Jesus nie persönlich begegnet, hat aber begriffen, worum es geht.
  • "Unsere Heimat aber ist im Himmel." In diesem kurzen Satz von Paulus lässt sich zusammenfassen, worauf für uns das Ereignis auf dem Berg zuläuft. Jesus ist im Gespräch mit den Propheten des Alten Bundes, Mose und Elias (Wobei Elias vermutlich bereits für die Erwartung des Kommenden steht). In seinem Angesicht zeigt sich die Herrlichkeit Gottes. Die drei aber sprechen von dem Ausgang, der "sich in Jerusalem erfüllen sollte". Der Ausgang ist Jerusalem, das ist Kreuz auf Erden und Auferstehung in den Himmel.
  • Petrus wird begreifen, was auch Paulus gelernt hat: Durch Jesus Christus können wir hier, auf Erden, etwas von der Herrlichkeit Gottes sehen und erfahren. Wir können uns von ihm in die Schule des Gebets nehmen lassen und "durch ihn und mit ihm und in ihm" zu seinem und unserem Vater beten. Das alles ist aber nichts, was sich festhalten, definieren und eingrenzen lässt. Alle Herrlichkeit auf Erden, aber eben auch das Kreuz, verweisen vielmehr auf die Vollendung. Und die ist nach dieser Zeit, im Himmel. Alles, was wir im Glauben hier erfahren, ist nur ein Vorgeschmack, nur eine blasse Ahnung von der Vollendung. Wer den Vorgeschmack schon für das Ganze hält, ahnt nichts von der Größe und Fülle, die Gott für uns bereit hält. Amen.