Predigt zu Weihnachten in der Nacht 2008
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24.12.2008 - Oberschwappach/Knetzgau
1. Ochs und Esel
- Ochse und Esel waren schon da. Es ist ihr Stall; es war ihre Krippe. Hier
waren sie zu Hause. Ganz zu Unrecht werden sie später verspottet als
dummer Ochse und störrischer Esel. Ja, manchmal mögen sie dumm und
störrisch sein. Aber sie sind auch treue und hilfreiche Tiere. Sie ziehen
den Pflug und schleppen die Last. Sie gehören dazu, und beide leisten
jeweils ihren Beitrag.
- Ochse und Esel dürfen in keiner Weihnachtskrippe fehlen. Dabei tauchen
sie im Text des Evangeliums gar nicht auf. Da wird nur berichtet, dass in
den Häusern der Menschen kein Platz für die hochschangere Maria
war. Mit ihrem Verlobten Joseph wurde sie fortgeschickt. Deswegen wurde ein
Stall oder Feldunterstand der Ort, an dem der Neue Mensch geboren werden sollte.
Und Maria "wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe".
Das ist das "Zeichen" des Heils: "Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt". Die Krippe ist ein
Zeichen dafür, dass Gott in Armut geboren werden wollte, nicht in den
Palästen der Könige.
- Die Krippe ist aber auch ein Zeichen wegen Ochs und Esel. Denn den beiden
bescheinigt der Prophet Jesaja ganz zu Beginn seines Buches: "Der Ochse
kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn" (Jes 1,3).
Im Unterschied zu uns Menschen - das bedeutet das Zeichen - kann die Schöpfung
erkennen: Hier ist die wahre Nahrung der ganzen Schöpfung. Ochse und
Esel sind nicht dumm. Sie sind zur Stelle, wo es lohnt, dabei zu sein.
2. Nahrung für alle
- Ochs und Esel sind klug. Sie wissen wer ihr Herr ist und wissen, dass sie
das Futter in der Krippe finden. Sie sind damit klüger als wir Menschen.
Wir laufen herum und probieren allerlei, das doch nicht nährt. Wir packen
unsere Zeit voll und bleiben doch leer. Ja, selbst das Volk Gottes vergisst
immer wieder darauf, wer unser Schöpfer ist, wer der Herr und die Quelle
des Lebens.
- Die frühen Christen haben Ochs und Esel gedeutet auf Israel und die
anderen Völker, die Heiden. Beide kommen sie zur Krippe. Der Heiland
wird als Retter seines Volkes Israel geboren. Diesem Volk ist "in der
Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr." Aber
es ist zugleich der Retter aller Völker und der ganzen Welt. Er ist der
Gesalbte - der Messias - Israels. Aber nun sind alle Menschen aus allen Völkern
eingeladen zur Krippe zu kommen. Die ersten Christen waren, wie Jesus und
Maria, allesamt Juden. Sie durften aber erfahren, dass Gott aus Israel und
allen Völkern Menschen beruft, das Neue Volk, die Kirche zu sein.
- Das gilt auch heute. Nicht nur die, die immer schon dabei waren, sind zur
Krippe gerufen. Nicht nur die, die jeden Sonntag in der Kirche sind, feiern
Weihnachten. Auch viele Christen, die sich schwer tun über das Jahr am
Leben der Pfarrei teilzuhaben, sind heute da. Ochs und Esel erinnern daran,
dass Gott alle einlädt, sich an der Geburt zu freuen. Da mag der Ochs
sich fragen, was der Esel hier will. 'Den sieht man doch sonst nie in
der Kirche', sagt er sich. An Weihnachten aber darf er darauf vertrauen,
dass Gott keinen ausschließen will aus seiner Liebe und dass Gott jeden
Menschen führen will auf dem Weg, das Heil zu entdecken.
3. Nahrung aus der Krippe
- Ochs und Esel finden Nahrung in der Krippe. Gott selbst ist diese Nahrung.
Gott selbst wird geboren im Stall. In der Lesung aus dem Titusbrief hieß
es dazu: "Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld
zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein besonderes
Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun."
Gott gibt sich selbst, damit wir von der Einsamkeit und Kälte der Schuld
hinfinden zur Wärme und Nähe der Gemeinschaft mit Gott.
- Das Kind wird eingewickelt in Windeln, wie Gott sich gleichsam einwickeln
lässt in die Gemeinschaft mit uns, den Neuen Bund. Bei ihm finden wir
die Geborgenheit, die uns leben lässt. Viele Bilder kennt die Bibel,
um das auszudrücken. Gott will uns Fels sein und Burg, er ist das Licht
und sein Geist macht alles wach und lebendig. So schenkt er uns Kraft, Mut
und Lebensfreude. Gott lässt sich für uns einwickeln, damit wir
ihm ganz nahe sind und aus lauter Freude über diese Nähe "danach
streben, das Gute zu tun".
- Auf den frühesten christlichen Darstellungen der Krippe sieht man nur
Ochs, Esel und das gewickelte Kind. Gewickelt in Windeln sieht das Kind auf
diesen Bildern aus wie ein Brotlaib, der in der Krippe liegt. Das Kind kann
uns Nahrung sein: Gott in uns und wir in Gott. Hier kündet sich das Abendmahl
an, das wir auch heute Nacht feiern. Der Messias schenkt sich seiner Kirche
als das lebendige Brot, damit wir Nahrung finden. Wenn wir so Weihnachten
miteinander feiern, dann ist nicht mehr wichtig, wer Ochs ist und wer Esel.
Wichtig ist das eine, dass wir alle zur Krippe eingeladen sind von Ihm, der
zu uns kommt. "Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist
Friede bei den Menschen seiner Gnade." Amen.
Die Anregung zu dieser Predigt verdanke ich einer Adventsmeditation von P. Werner Löser SJ.