Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Weihnachten am Morgen 2008

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25.12.2008 - Unterschwappach/Knetzgau

1. Windeln

  • Ochs und Esel waren schon da. Maria und Joseph kamen dazu. Und der Heiland wurde geboren. Dann aber, als erste, kamen die Hirten vom Feld nahebei. Sie hatten mit himmlischem Jubelgesang einen Tipp bekommen, was sie finden würden. "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt."
  • Die Hirten aus jener Gegend machen sich auf. Die Stadt Davids ist das Örtchen Bethlehem; von hier stammt der König aus der Frühzeit. Hier würde, so die Prophezeiung, der neue König geboren. Von hier her würde Rettung kommen. Hier würde der geboren, der gesalbt ist König zu sein - das bedeutet der hebräische Titel "Messias", griechisch "Christos", deutsch: der Gesalbte. Gott hat einen gesalbt, das Königreich zu erben und den Hirten wurde das verkündet.
  • Das erstaunliche aber ist: Als Zeichen dafür, wo sie diesen kommenden König finden würden, dient ein Futtertrog, die Krippe, und dass der rettende König in Windeln gewickelt sei (wobei als bekannt vorausgesetzt wird, wozu Windeln gut sind und sich das fromme weihnachtliche Gemüt selten Gedanken darüber macht, wie die Windeln wohl riechen mögen).

2. Hirten

  • So unspektakulär wie das Zeichen (Krippe und Windeln) sind die Besucher, die Hirten. Das Lukasevangelium berichtet nicht von bedeutenden Magiern aus dem Osten (unseren drei Heiligen Königen). Lukas betont vielmehr, dass der Heiland außerhalb der Stadt geboren wird und dass die ersten, die die Botschaft der Engel erfahren, auch draußen leben, "Hirten auf freiem Feld, die Nachtwache hielten bei ihrer Herde".
  • Das ist kein Zufall. Jesus wird sein Leben auch draußen vor der Stadt beenden, wie er ebenso seine Berufung findet, als er in die Wüste geht, weit draußen. Wer Gott erfahren will, muss raus gehen können. Wer in der Stadt lebt (und das gilt auch für das kleinste Dorf), muss sich einpassen und anpassen. Wir müssen - das ist ja im Prinzip auch gut so - Rücksicht nehmen auf die Meinung der anderen. Nicht jedes Unrecht darf man beim Namen nennen, nicht jeden Kaiser als nackt entlarven, wenn man in der Stadt lebt.
  • Die Hirten leben draußen, nur in Gesellschaft ihrer Herden. Manche von ihnen sind alt, manche jung. Alle sind sie arm. Die Herden gehören ihnen nicht; sie sind Knechte von anderen. Ihnen wird der Heiland verkündet. Sie verstehen sofort: Ein Retter der in der Krippe liegt, ist nicht wieder einer von denen, die doch nur mit neuen Methoden das alte Lied spielen. Hier ist ein König, der nicht in den Palästen wohnt, sondern unter denen zu finden ist, die draußen sind, im wirklichen Abseits.

3. Gotteslob

  • Dir Hirten haben den Lobgesang der Engel gehört. Sie gehen und sehen das Kind in der Krippe. Sie berichten, was ihnen die Engel über das Kind gesagt haben. Und dann gehen sie zurück: "Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten."
  • Es ist das, was uns leicht entgeht. Der Dienst der Hirten ist, dass sie einstimmen in das Lob der Engel. Sie haben eigene Erfahrungen im Glauben gemacht und werden selbst zu Menschen, die Gott loben. Wir kreisen auch an Weihnachten zu viel um das, was wir wollen und brauchen und uns wünschen. Dabei sind es die Hirten, die noch nicht einmal ein festes Haus haben, die uns zeigen können, dass es an Weihnachten zu aller erst um das Lob geht. Ja, vielleicht braucht es diese Einfachheit der Hirten, vielleicht braucht es die Distanz der Leute draußen auf dem Feld, damit Menschen verstehen, was da großartiges passiert. Nichts befreit so sehr, wie einzustimmen in das Lob der Engel.
  • Am Morgen dieses Festes ist der Gottesdienst die Einladung zum Gotteslob. Hier loben wir Gott für seine Nähe zu uns Menschen, besonders den Armen, den Einsamen und Kranken. Daheim aber können wir das mitnehmen und uns den Blick dafür bewahren, was an Kraft und Lebendigkeit in uns und um uns herum angelegt ist. Wir werden viel finden zum Klagen und Kritteln. Das verändert die Welt nicht und hat Gott aus dem Blick verloren. Wir können aber auch umgekehrt Gott loben für das, was wir sehen: Dann werden wir Gottes Gegenwart entdecken und können sehen, was diese Welt verwandelt: Ein einfaches Kind, gewickelt in Windeln und in eine Krippe gelegt. Amen.