Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Verabschiedung des Schulleiters am Aloisiuskolleg 10. Juli 2025

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10. Juli 2025 - Aloisiuskolleg, Bonn-Bad Godesberg

1. Unnütze Knechte

  • Nur ein unnützer Knecht, hast nur deine Schuldigkeit getan. – Wen immer Jesus angeschaut haben mag, als er vom "unnützen Knecht" sprach, hatte sicher anderes erwartet. Jesus wusste zu provozieren und Erwartungen zu unterlaufen.
  • Lukas überliefert das Zitat als an die Apostel gerichtet, an seine Gesandten und engsten Vertrauten. Er richtet es an Menschen, die sich hart eingesetzt haben, ganz für die Sache stehen, nicht ausgewichen sind, wo es galt, Konflikte durchzustehen. Jesus richtet es an Menschen, die zu Recht anerkannt sind für das, was sie geleistet haben.
  • Doch statt Anerkennung und Dank nur das: „So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ – Wäre es nicht Jesus, würde es niemand wagen, das den verdienstvollen Aposteln zu sagen.

2. Vertrauensvoll glauben

  • Die Provokation Jesu ist – schauen Sie in den Text des Evangeliums – die Weise, wie Jesus eine Bitte der Apostel erfüllt. Aus gutem Grund werden diese ihn gebeten haben: "Stärke unseren Glauben!", wobei das Wort, das hier für "Glauben" steht, mindestens so sehr "Vertrauen" meint: Stärke unser gläubiges Vertrauen in Gott, deinen und unseren Vater!
  • Auf diese Bitte geht Jesus ein und verschärft sie in seiner Weise: Ein Vertrauens-Glaube, der wenn nicht Berge, so doch Bäume zu versetzen vermag. Ein senfkorngroßer Glaube reicht. Das wäre ein Vertrauen, das uns dort trägt, wo wir etwas wagen und leisten, aber auch dort, wo wir lernen müssen, die Dinge gelassen anzunehmen – nicht zuletzt unsere eigenen Grenzen. Die Grenzen der Gelassenheit, die Grenzen unserer Möglichkeiten, die Grenzen auch, die das Altern mit sich bringt.
  • Einen Baum, verlässlich im (vermeintlich) sicheren Boden verwurzelt, zu nehmen und in die Offenheit des stets sich bewegenden Ozeans zu versetzen – das ist ein Akt des Vertrauens. Wer die Dynamik von Schule kennt, wird sich in dem Bild wiederfinden.  

3. Berufen zur Freiheit

  • Aber! Zu niemandem sagt Jesus: 'Du bist ein unnützer Knecht'; nie würde er solches Mobbing gutheißen. Wir sollen und dürfen die Leistung anderer anerkennen. Keiner darf den anderen "unnütz" schelten. – Im Evangelium heißt es deswegen ganz ausdrücklich: Wenn ihr alles getan habt, was euer Auftrag war, dann sagt ihr selbst zu euch selbst: Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
  • Sich das ehrlich sagen zu können befreit. Diese Haltung zu finden entspannt. Nicht um Geld, nicht um der Anerkennung der Menschen willen, ja, noch nicht einmal um der Anerkennung durch Gott willen tun wir, was uns aufgetragen ist, sondern einfach deswegen, weil es uns aufgetragen ist. Das Leben hat uns hierhin gestellt. Uns sind die Gaben und Möglichkeiten gegeben, Menschen für andere zu sein – und so tun wir es.
  • "Stärke unseren Glauben"? Es würde sich lohnen, die Antwort Jesu vom "Prinzip und Fundament" der Exerzitien des Heiligen Ignatius her zu verstehen: Erschaffen sind wir zum Lob Gottes und wir sind berufen frei zu sein, das zu tun, was uns aufgetragen ist. Je mehr diese Freiheit auch innerlich wächst, desto mehr stärkt das das Vertrauen: Gott ist mein Vater, er war bei mir und wird bei mir sein. Amen.