Predigt zur Taufe: Der HERR - (Psalm 27)
Zurück zur Übersicht von: Taufe
25. September 2025 - Kleiner Michel, Hamburg
1. Der HERR
- "Der HERR ist mein Licht und mein Heil". Das erste Wort im Taufspruch von N. ist: "Der HERR". – In der Lutherbibel und in den neueren katholischen Ausgaben ist das Wort in Großbuchstaben geschrieben, denn es ist ein Platzhalter. "Adonai" wird das Wort im hebräischen Original gelesen. Hier wird Platz gelassen für den Namen Gottes, denn Gott ist unendlich größer als jedes Wort und jeder Name.
- Dieser "ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?" Wer immer vor dreitausend Jahren im Israel des Alten Bundes dieses Gebet geschrieben hat, der wusste: Gott, zu dem ich bete, ist nicht eine beliebige große Macht, wie die große starke Schwester, die mich auf dem Schulhof davor bewahrt verprügelt zu werden. Gott ist nicht meine private Mafia, die dreinschlägt und mich schon beschützt.
- Der Name Gottes steht vielmehr für den, der da ist, wo Menschen den Weg der Gerechtigkeit gehen. Der Name Gottes steht für sein Volk, wenn es das Recht achtet für die Menschen in ihrer Mitte, für die Fremden, die zu uns kommen, für die Nachbarn, ja für alle Menschen. Das Neue Testament wird das kurz zusammenfassen und sagen: "Gott ist Liebe" und die Christen wissen, dass damit die Liebe gemeint ist, die sich wehrlos macht. Darin liegt ihre Stärke. Darin liegt die Macht, die vor der Furcht bewahrt.
2. Das Grauen
- Der zweite Teil des Taufverses aus Psalm 27 lautet: "Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?" Ganz tief innen in mir, ist diese Kraft. Es braucht ein ganzes Leben, um zu begreifen, wie wichtig diese Kraft im Inneren ist.
- Katholiken stolpern über das deutliche Wort das Martin Luther aus dem Hebräischen übersetzt hat: "…vor wem sollte mir grauen?" Sicher bewusst hat Luther ein Wort gewählt, das weit über eine oberflächliche Ängstlichkeit oder Angst hinausgeht. Denn die Kraft, um die wir hier beten, ist eine Kraft, die Mut macht, sich wo nötig auch dem Grauen zu stellen. Dort, wo es Menschen braucht, um sich dem zu stellen. In der "bösen Zeit", wie es heißt, wo die Apokalypse jetzt ist.
- Die Taufe soll uns so sehr mit der Kraft Gottes verbinden, dass wir den Konflikten nicht ausweichen. Nicht oberflächlich, sondern in das Herz der Finsternis schauen, gerade dort, wo "die Feinde" nicht irgendwer oder irgendwo, sondern unter uns ist, in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche, vielleicht auch in unserer Familie. Das ist doch das Grauen, bei dem ich beten darf: "Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?" Diese Kraft lässt handeln, wo andere das Grauen leugnen, ihm ausweichen, nicht sehen wollen.
3. Die Kinder
- Zu dem Taufspruch aus diesem sehr ernsten Psalm 27 haben die Eltern von N. das Evangelium ausgewählt, in dem Jesus seine Schüler, die Jünger, anweist: "Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes."
- Hier im Kleinen Michel, unter dem Altarraum, ist im Oratorium ein sehr schön geschnitztes Altarbild, das diese Szene zeigt. Während im Hintergrund die Herren Jünger die Hände ringen, lässt Jesus die Frauen und die Kinder zu sich kommen. Das geschnitzte Bild hier unten zeigt: die Kinder knien und sie beten. Sie sind diejenigen, die spüren, dass hier bei Jesus Gott gegenwärtig ist.
- Wie Kinder vertrauen können. Wie Kinder sich einen Sinn für das Heilige bewahren. Wie Kinder erfahren, dass wir wehrlos sind, wo wir auf die Liebe vertrauen, das zeigt die Taufe eines Kindes.
N. kann noch nicht viel, außer ihre Eltern auf Trab halten. Oder, doch, sie kann uns zeigen, was es bedeutet zu vertrauen, Liebe zu empfangen und dies zu zeigen: Du bist bei mir, wovor sollte ich mich fürchten?