Predigt zu Pfingsten 2025 (Johannes)
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8. Juni 2025 - Heilig Kreuz, Feldafing
1. Was wir hier tun?
- Es gibt verschiedene Bezeichnungen dafür, was wir hier am Sonntag morgens in der Kirche tun. Die ersten Christen sagten, sie kommen am Sonntag zusammen zum "Brotbrechen", nachdem sie am Samstag schon am Synagogen-Gottesdienst teilgenommen hatten. Weil Jesus gemäß dem jüdischen Ritus das Brotbrechen mit einer Danksagung an Gott verbunden hatte ("Nahm das Brot, sagte Dank und sprach…"), gibt es auch das Wort griechischen Ursprungs: "Eucharistie", "Danksagung".
- Als die zwei Feiern, Wortgottesdienst der Synagoge und dankbares Brotbrechen, zusammengewachsen waren, nannten die Christen das neue Ganze "Liturgie"; das griechische Wort heißt "Dienst des Volkes", und zwar Dienst für Gott, also: "Gottesdienst". Die Orthodoxen ziehen das Wort heute noch vor: "Göttliche Liturgie". Die Liturgie an den Armen, der Armendienst gehört übrigens für Christen immer schon zum Gottesdienst dazu. Und besonders Martin Luther erinnerte daran, dass beim Gottesdienst der Dienst Gottes an uns eigentlich immer am Anfang steht.
- Aber neben Brotbrechen, Göttliche Liturgie und Eucharistie tritt in der westlichen Kirche ein weiteres Wort: "Messe". Und dieses Wort kommt aus dem Evangelium von heute. "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." Jesus ist Gesandter des Vaters und sendet uns: "Ite missa est" – wörtlich: "Seht, es ist Sendung!" heißt im Lateinischen das letzte Wort. Messe ist Sendung.
2. Was uns hier treibt?
- Christen sind Menschen, die eine Sendung, also einen Auftrag von Christus haben. Dafür ist – als sichtbares Zeichen an Pfingsten – uns Gottes Heiliger Geist gegeben. Das Johannesevangelium 'packt' dieses Ereignis in die letzte Begegnung des Auferstandenen mit seinem Jüngerkreis. Er sagt: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." Weiter: "Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!"
- Wie, müssen wir also fragen, wie hat "der Vater" Christus gesandt? Die Antwort finden wir in der Lehre und dem Leben, der Geburt, dem Sterben und der Auferstehung. Gott, von dem es heißt, dass er durch und durch Liebe ist, schaut auf die Welt und auf die Menschen. Gott schaut auf uns und auf mich – und wird selbst Mensch. Ein Mensch, der für andere da ist.
- So sendet Christus also uns, seine Kirche: Nicht für uns selbst, sondern für andere. Im Vertrauen auf Gott, der unendlich groß, aber eben auch unendlich Liebe ist: Im Vertrauen ihn lobpreisen, im Vertrauen auf die Menschen an der Grenze zugehen, im Vertrauen nicht mich selbst an die erste Stelle setzen, im Vertrauen als brüchige Menschen Gottes heilige Versammlung, Christi Kirche sein. Dazu, genau dazu schenkt Gott Menschen seinen Heiligen Geist. Wo immer Menschen aus diesem Vertrauen leben, wird der Geist Jesu erkennbar.
3. Was das Leben sinnvoll macht?
- Das ist so allgemein und doch so konkret. Wenn ich den Tag lebe als ein Mensch, der nicht für sich selbst ist, sondern Gesandter Christi, dann verändert sich da etwas.
- Stellen wir uns vor, dass das stimmt: Mein Leben ist nicht sinnvoll, wenn ich viel erreiche, Einfluss, Anerkennung, Geld und Vermögen oder eine große Familie erreiche. Mein Leben ist nicht sinnvoll, solange es um mich kreist. Es ist vielmehr sinnvoll dann, wenn ich mich senden lasse und Gottes Geist spüre, der mir in dieser Sendung gegeben ist.
- "Gehet hin in Frieden!" sagen wir in der deutschen Fassung der Messe, statt dem lateinischen "Ite missa est!". Papst Leo dürfte das gefallen. Mir scheint, es ist eine gute Interpretation dafür, wofür wir gesendet sind und den Geist empfangen: Um Frieden zu bringen! Der Friede, der aufhört, seine eigene Geschichte zu erzählen, und beginnt, die Geschichte Gottes in dieser Welt fortzuschreiben. Amen.