Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Pfingstmontag Lesejahr C 2025

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9. Juni 2025 - St. Pius, Pöcking

 

 

1. Trost von Gott – mitten im Schweren 

  • "Der Beistand, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.Das Wort, das Jesus hier verwendet (παρακαλέω/παράκλησις/παράκλητος – Paraklet), um uns den Heiligen Geist zu versprechen, ist ganz schwer in einem Wort zu übersetzen: Es ist Beistand, Unterstützung, Ermutigung, jemand der uns zur Hilfe herbeigerufen wird; und dann verwendet man das Wort auch und sagt: Tröster. Gott wird Euch, sagt Jesus, eine Kraft herbeirufen – Heilige Geistkraft –, die ihr spüren und erfahren könnt, weil sie euch zur Seite steht und im Herzen so etwas wie Friede und Trost gibt. 

  • Wenn der Apostel Paulus das Wort verwendet, dann liegt der Schwerpunkt darauf: Er nennt Gott den "Gott allen Trostes" oder "aller Tröstung". Dabei hängt das Wort bei Paulus nicht in der Luft. Vielmehr hat sowohl er wie auch die Gemeinde in Korinth, an die er schreibt, harte Erfahrungen machen müssen. "In all unserer Not…", schreibt er, erfährt er den von Gott für ihn herbeigerufenen Beistand, die Tröstung, die Ermutigung.  

  • Gottes Geist erkennen wir also nicht daran, dass wir keine Not erleben müssen, keine Trauer oder keine Schwierigkeiten. Gottes Geist wird uns auch nicht in jeder Hinsicht trösten: Wenn wir uns ärgern, weil die anderen nicht nach unserer Pfeife tanzen, wird er uns nicht trösten. Wenn wir beim scheinbar genialen Aktien-Deal das Vermögen verschleudert haben, wird er nicht beistehen. Wenn wir Gewalt gegen andere üben und sie manipulieren, ist es ganz sicher nicht Gottes Geist, der uns beisteht.  

  • Der Trost und Beistand ist uns vielmehr versprochen, wenn wir für das Risiko bereit sind, uns an die Seite Jesu zu stellen. Als sie ihn ausgepeitscht und verspottet haben – da hat Jesus diesen Trost erfahren. Als sie ihn mit der Ehebrecherin konfrontiert haben, um sie zu verurteilen – da hat Jesus vom Geist erfüllt gesprochen. Als er in Nazareth mitten durch die Menge der Verwandten und Nachbarn gegangen ist, die ihn vom Felsen stürzen wollten – da hat er Ermutigung gehabt.  

2. Trost als innere Bewegung 

  • Ignatius von Loyola beschreibt in seiner Handreichung für die "Geistlichen Übungen", die Exerzitien, die innere Erfahrung der Tröstung als ein sicheres Zeichen, dass Gott mich auf diesen Weg führen will. Trost kennt Ignatius als eine Bewegung im Innersten, in welcher Zuversicht und innerer Friede tragend wird.  

  • Allerdings auch hier: Es geht nicht um Wohlgefühl dank Meditationstechnik. Ignatius beschreibt vielmehr sehr präzis Situationen, in denen es um die Herausforderung geht, den Weg Christi nachzufolgen. (Das "Prinzip und Fundament" ist also immer vorausgesetzt!)  

  • Wo wir sonst keinen Vorteil für uns sehen, macht uns der Tröster Geist offen für seine Liebe, schenkt Vertrauen, Hoffnung, Mut. Oft leise. Aber tragend. 

3. Getröstet, damit Trost geschenkt wird 

  • Paulus sagt: Wir werden getröstet, damit andere getröstet werden. Das meint nicht nur: Wer selbst Trost erfahren hat, kann das dann ja für andere tun. "Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden." Das ist ähnlich, wie wenn uns die Stewardess vormacht, erst selbst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, bevor wir mitreisenden Kindern helfen. Aber hier ist mehr!  

  • Paulus schreibt: "Werden wir getröstet, so ist es zu eurem Trost." Gott wirkt an Christen nie nur für sie selbst, sondern immer auch für andere. Das ist für jeden Einzelnen – wie Paulus selbst – und für jede Gruppe – wie die Korinther – eine direkte Erfahrung. Deswegen kann Paulus sagen: Selbst wenn er in Not ist, "so ist es zu eurem Trost und Heil." Die Konflikte, denen er sich in der Nachfolge Christi stellt, haben immer auch eine Bedeutung für die Kirche, also für die anderen Christen.  

  • Der tröstende, ermutigende Beistand, der mitten im Sturm diese ganz eigentümliche innere Gewissheit und den Frieden schenkt, ist Beistand, der von Gott kommt. Der Heilige Geist ist jedem Getauften verheißen. Der Beistand hat aber eine Richtung: Das Volk, das Gott sich beruft, um seinen Frieden unter den Menschen zu schaffen. Amen.