Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Ostern am Tage 2010

Zurück zur Übersicht von: Ostern - am Tage

4. April 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Lachen im Himmel

  • Im Himmel werden wir erst einmal herzhaft lachen. Es wird ein wirklich befreiendes Lachen sein, wenn wir merken, wie anders die Welt aussieht, wenn wir sie mit den Augen Gottes sehen. Was wir alles für wichtig genommen haben, vor wem alles wir Angst gehabt haben, wie viel Zeit wir mit überflüssigen Dingen zugebracht haben, über das alles werden wir den Kopf schütteln und herzhaft lachen.
  • Es mag sein, dass wir selbst im Sterben noch nicht Abschied nehmen können von all diesen Wichtigkeiten, die uns an sich binden wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass für mich und viele der Tod deswegen bis zum Ende bedrohlich wirkt. Aber dafür gibt es zum Glück das Fegefeuer, diese Zeit der Gnade, in der wir all diese irrigen Vorstellungen, an die wir uns geklammert haben, loslassen, auch wenn es weh tut, um dann in den Himmel zu kommen und herzhaft zu lachen.
  • Eigentlich ist es merkwürdig, dass uns dieses befreiende Lachen nicht schon auf Erden öfters gelingt. "Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!", schreibt Paulus an die Christen in der Stadt Kolossä. Wenn wir uns vorgestellt haben, dass er damit meint, die Kolosser sollten griesgrämig umherlaufen, haben wir Ostern noch nicht erlebt. Den Sinn auf den Himmel richten, obwohl wir mit beiden Beinen auf der Erde stehen (oder im Sumpf stecken), ist das Befreienste, das wir uns denken können - wie ein herzhaftes, befreiendes Lachen.

2. Der Gekreuzigte zur Rechten Gottes

  • Das Osterbekenntnis des Petrus aus der Apostelgeschichte heißt "Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt" - und zwar ihn, den "sie an den Pfahl gehängt und getötet" hatten. Und Paulus fügt hinzu, dass nun "Christus zur Rechten Gottes sitzt". Das bedeutet, dass wir nun Gott gar nicht mehr anders sehen und begreifen können, als durch den, den Menschen ans Kreuz gehängt und getötet hatten, den Gott aber auferweckt und auf seinen himmlischen Thron erhoben hat.
  • Fromme Christen denken vielleicht: Da kommt er her, da gehört er auch wieder hin. Dabei hätten sie aber vergessen, dass der Sohn Gottes wirklich und tatsächlich Mensch geworden ist. Er hat sich wirklich und tatsächlich erniedrigt und ist wirklich und tatsächlich am Kreuz gestorben. Deswegen berichten auch die Zeugen der Begegnung mit dem Auferstandenen, dass er die Wundmale des Kreuzes getragen hat. Es ist also nicht eben mal der Juniorchef aus dem Himmel nach einem kurzen Ausflug auf die Erde wieder nach Hause gekommen. Nein, der wirklich und tatsächlich gekreuzigte Menschensohn sitzt nun zur Rechten des Vaters.
  • Dass Gott den erhöht hat, der so erniedrigt worden war, blamiert alle, die meinten, sie hätten ihn erledigt. Es blamiert sie sogar doppelt. Denn erstens wird von Gott der ohnmächtig Geschundene erhöht, er, den sie verspottet haben. Und zweitens werden sie blamiert, weil nicht nur das Verbrechen öffentlich wird, das sie begangen haben. Vielmehr hat Gott sie, die dachten, Herr des Verfahrens zu sein, zu Instrumenten seines Heiles gemacht. Wären da nicht die Schmerzen, die sie verursachen, und die Wunden, die sie schlagen, so wäre ihre Fehleinschätzung der eigenen Macht lachhaft.

3. Verborgen und offenbar

  • Auf Erden fällt das befreite Lachen schwer. Wenn wir in die Augen derer schauen, die von anderen benutzt werden, denen Gewalt angetan wird und die zum Schweigen gebracht werden. Aber auch hier gilt die Osterbotschaft, dass genau diese Menschen von Gott geehrt werden, wie er Jesus zum Himmel erhoben hat. Vor Gott sind die, die von Menschen als Objekte benutzt wurden, unendlich wertvoll. Durch die Osterbotschaft durchbricht Gott die Mauer des Schweigens, die Menschen um diese anderen errichten wollten. Sie sind die wahren "Subjekte", ja, Herrscher der Welt vor Gott.
  • Lachhaft ist, wie manche andere meinen, Herren der Geschichte zu sein. Da kann das Lachen wirklich befreiend sein. Nicht ein boshaftes Lachen über andere, sondern ein liebevolles Lachen über all die Anstrengungen die sie - und wir selbst? - unternehmen, um groß und mächtig zu sein. Dabei steckt hinter dem Gehabe und Getue doch nur Angst und Unsicherheit.
  • Ein östlerliches Lachen nicht zuletzt deswegen, weil Gott selbst dort, wo seine Kinder auf Erden so ganz auf seine Liebe vergessen und gegen sie handeln, das Unheil in Heil verwandelt. Die Verwandlung des Kreuzes zum Thron des Lebens hat das vollzogen. Ein frohes, lachendes Halleluja ist deswegen schon ein Stück Himmel hier auf Erden. Amen.