Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Im Sturm zeigt sich die Treue

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31. Juli 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Boot

  • Sturm auf dem See. Jesus spricht ein Machtwort, und sofort tritt völlige Stille ein. Wenn man das so liest, geht das eindeutig zu schnell. Daher denke ich, dass man das nicht einfach nur lesen oder hören sollte. Die Bibel erzählt deswegen so knapp und kurz, damit unser eigenes Leben Platz hat in diesen Geschichten. Die Geschichte von Jesus und unsere Geschichte können sich so verbinden.
  • Das allererste an diesem Evangelium ist ja, dass sich Menschen mit einander aufmachen. Sie sitzen nicht einfach von vorne herein im selben Boot. Sie haben sich in das selbe Boot gesetzt. Sie wollten sich zusammen auf den Weg machen.
  • Wir haben es hier meines Wissens nicht mit einer arrangierten Ehe zu tun. Was genau dazu geführt hat, dass ausgerechnet Sie beide zueinander gefunden haben, wird vielleicht niemand genau sagen können, auch wenn Sie erzählen können, wo Sie sich begegnet sind und wie Sie sich kennen gelernt haben. Aber die Liebe ist letztlich immer etwas wie eine Berufung, die man sich nicht selber aussucht.
    Dann aber kommt der Punkt, an dem sich zwei entscheiden, ob sie miteinander ein Boot besteigen wollen oder nicht. K. und C. haben diese Entscheidung getroffen und ihr Boot ist ja auch schon einige Zeit auf Fahrt. Heute aber wollen sie dazu ja sagen, öffentlich, mit uns als Zeugen und vor Gottes Angesicht. Sie sagen ja zu dem Boot, in dem sie miteinander unterwegs sind. Sie sagen Ja zueinander.

2. Sturm

  • Und jetzt kommt der Sturm - in der Erzählung des Evangeliums. - K. und C. haben sich dieses Evangelium nicht ausgesucht, weil sie sich nach einem solchen Sturm unbedingt sehnen. Ein bewegtes Leben ja, aber nicht ein solcher Sturm, in dem wir Angst bekommen müssten unterzugehen.
  • Dennoch ist das ein gutes Evangelium für heute. Die Brautleute machen uns mit der Entscheidung für diesen Text deutlich, dass sie auch für einen solchen Sturm ihre Entscheidung treffen. Ich glaube, das Entscheidende im Blick auf mögliche Stürme ist, dass jeder vom anderen weiß: Ich musste es Dir nicht jeden Tag neu beweisen. Du hast dein Ja zu mir gesagt, obwohl du mich kennst, weil du mich kennst. Du willst den Weg mit mir gehen, wohin er auch führt. Dein Weg ist mein Weg und mein Weg ist dein Weg.
  • Und doch ist da der Sturm auf dem See, und die Jünger schreien vor Angst. - Diese Texte wurden später in den christlichen Gottesdiensten und Versammlungen vorgelesen. Ich kann mir vorstellen, dass es schon ein wenig peinlich war, wenn jemand als Jünger dabei gewesen war, damals mit Jesus im Boot, und das später in großer Öffentlichkeit erzählt wird. Aber es ist wichtig zu wissen, dass es diese Momente gab und gibt. Mit dieser Erzählung erinnern sich die Jünger Jesu daran, was sie erlebt haben. Und sie erinnern sich daran, dass sie nicht untergegangen sind.
  • Wenn ich heute dieses Evangelium höre, dann beeindruckt mich der Jesus, der mitten im Sturm entspannt schläft, mindestens so sehr, wie der Jesus, der die Macht hat den Sturm zu stillen. Mir scheint, dass das Evangelium genau das zeigen will. Die Fähigkeit, sich von einem Sturm nicht beeindrucken zu lassen, ist eine Kraft, die uns geschenkt wird, wenn wir unser Herz festmachen im Gott. Stürme machen sich laut und machen sich wichtig. Die Angst unterzugehen ist ja immer auch die Angst zu kurz zu kommen. Wer weiß, dass Gottes Treue mächtiger ist als all diese Stürme, lässt sich offenbar durch die Wellen nicht um den Schlaf bringen - und wird dann feststellen, dass der Sturm sich legt.

3. Vertrauen

  • Es heißt zu Beginn des Evangeliums ausdrücklich, dass die Jünger zu Jesus ins Boot steigen. Ihre Gemeinschaft mit einander steht nicht im Gegensatz zur Entscheidung, dieses Boot zu besteigen. Im Gegenteil. Letztlich ist der Grund, warum sie es mit einander wagen, der Gott, der mit ihnen fährt und von dem sie in Jesus erfahren haben, dass er bei ihnen ist. Manche werden dabei zögerlich gewesen sein; manche werden einen Freund gehabt haben, dem sie vertrauen: wenn Du gehst, dann will auch ich es wagen. Das Boot ist diese Gemeinschaft.
  • Das allein bewahrt nicht vor dem Sturm. Aber es gibt Halt im Sturm. Manche sind erstaunt, wie viele Menschen es gibt, für die eine lebendige, vertrauende Beziehung zu Gott ein selbstverständlicher Teil des Lebens ist. Die Gemeinschaft der Kirche, so ein Gottesdienst wie dieser heute, sind wichtig, um diese Erfahrung auszudrücken, miteinander zu teilen und weiter zu geben. Aber all das basiert darauf, dass es Menschen gibt, die das Vertrauen selbst erfahren und leben.
  • Und dann ist da noch ein letztes: K. und C. sind sich darüber im klaren, dass es am Ende im Sturm auch Durchhaltevermögen braucht. Vertrauen ist nicht alles. Vertrauen und Glauben in Gott und in das, was Gott uns an Fähigkeiten und Kräften gegeben hat, bedeutet auch, diese Kräfte einzusetzen. K. und C. wollen und können auf die Zusage vertrauen, dass Gott mit Ihnen im Boot ist und ihnen die Kraft geben wird, den Sturm zu meistern. Um wieviel mehr wird dann die ganze Ehe getragen sein, von zuversichtlicher Freude, dass gelingen wird, was die beiden heute einander versprechen. Amen.