Predigt zur Hochzeit - Hauptakteure kraft der Taufe
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19. Juli 2014 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Akteure
- Würden N. und T. im Libanon heiraten, dann könnten sie sich jetzt entspannt zurücklehnen. Denn Katholiken im Libanon sind zumeist Maroniten, das heißt, sie feiern ihre Gottesdienste in einer anderen, älteren Tradition, als wir Katholiken und auch Protestanten im Westen. Nun aber hat es die Braut nach Deutschland verschlagen und wir feiern diese Hochzeit nicht im Ritus der katholischen Kirche des Libanon, sondern im westlichen, dem lateinischen Ritus. Und dabei können sich N. und T. leider nicht entspannt zurücklehnen. Denn in unserem Ritus hier sind sie die Hauptakteure im Gottesdienst.
- Natürlich sind alle, die einen Gottesdienst mitfeiern, in irgendeiner Weise Akteure; keiner ist hier nur Zuschauer.
N. und T. haben Sie, die Sie heute hier sind, sehr bewusst und gezielt eingeladen. Sie wollen diesen großen Tag mit ihren besten Freunden und der Familie, die ihnen sehr wertvoll ist, zusammen feiern. Dadurch dass Sie alle hier sind, besonders durch Ihr Gebet, Ihr Mitsingen oder einfach nur dadurch, dass Sie mit den beiden vor Gott stehen, haben Sie eine aktive Rolle im Gottesdienst.
Liturgie, christlicher Ritus, ist nie etwas nur zum Zuschauen. Irgendwie ist immer etwas von uns mit involviert, auch und gerade dann, wenn es uns schwer fällt, das in Worte zu bringen.
Akteure sind auch der Chor, der Himmel und Erde verbindet, weil er auf den Chor der Engel vor Gottes Thron hinweist, mit dem wir in jedem Gottesdienst verbunden sind.
Akteur ist auch der Organist, der uns gebrechliche Menschen unterstützt, weil wir nicht wie die Engel ganz Licht und Gesang sind, sondern aus dem Hin und Her, dem Auf und Ab unseres Lebens etwas Hilfe brauchen, um in den Gesang der Engel einstimmen zu können.
- Und, ja, dem äußerlichen Augenschein nach ist der Priester hier der Hauptakteur, weil er dauernd redet und betet und segnet. Aber der Augenschein trügt. In der Kirche des Libanon wäre es tatsächlich der Priester, der den Brautleuten das Sakrament der Ehe spendet. Aber in der westlichen Tradition liegt die Last bei den Brautleuten: Sie spenden das Heilige Sakrament durch ihr Eheversprechen. Damit sind sie die wichtigsten und Hauptakteure dieser Feier. Eine gewisse Nervosität der Braut ist also durchaus berechtigt - sie kann sich nicht einfach zurück lehnen.
2. Licht und Salz
- Es ist eine nettes Zusammentreffen: Zwei, die im guten Sinne pragmatisch sind, kommen heute in die priesterliche Rolle, ein Sakrament zu spenden. Zwei, für die sonst der Gottesdienst eine Zeit ist, um zur Ruhe zu kommen und sich geborgen zu fühlen, sind heute Hauptakteure. Die Braut ist zwar auch sonst nicht von austernhafter Schweigsamkeit (der Text für die Atempause heißt: T., sag auch mal was), aber das theologische Sprechen, das Sprechen über Gott und den Glauben, fällt auch ihr nicht so leicht.
- So haben sie nach langem Suchen einen Text aus der Bibel gefunden, der für sie sprechen soll. Er steht im Matthäus-Evangelium und dort am Beginn der Bergpredigt, jener großen Predigt Jesu an seine Jünger und eine Menschenmenge, die dabei ist, in der er vom Leben mit Gott spricht.
Es waren die beiden Bilder, die Jesus verwendet, die die Brautleute bewogen haben, diesen Text für ihre Hochzeit auszuwählen: Licht und Salz. Dass der Name der Braut auf Deutsch übersetzt "Salz" bedeutet, hat dabei eine Rolle gespielt. Aber viel mehr hat es die Brautleute einfach spontan angesprochen: Ja, lebensspendendes und wärmendes Licht, ja, Salz als Zeichen des Begrüßung und der Gastfreundschaft, das sind Symbole, die zu unserer Hochzeit passen.
- Dabei haben auch hier die beiden sich wohl selbst eher als Empfangende gesehen. Dankbar sind sie für das Licht des Frühjahrs, dankbar für Salz und Brot, die ihnen zum Willkommen gereicht werden. Aber auch hier, beim Evangelium, sind sie als Akteure angesprochen. Jesus schaut mit seinen Jüngern sozusagen auch T. und N. an uns sagt ihnen: Ihr beide, die Ihr da sitzt, "Ihr seid das Salz der Erde; Ihr seid das Licht der Welt!" Und wir, die wir Gäste sind, dürften dem aus ganzem Herzen zustimmen.
3. Gott, der Vater
- Wenn eine Hochzeit in der Kirche gefeiert wird, vor Gottes Thron und allen Engeln im Himmel, vor dieser Gemeinde und vor der ganzen Kirche, dem Volk Gottes, dann strahlt etwas aus. Die Ehe als Sakrament zu feiern bedeutet: Gott im Handeln von Menschen entdecken; in dem Versprechen der Treue, das die beiden sich geben werden, spricht Gott den beiden und uns allen seine Treue zu. Er ist bei uns! -
Unversehens haben sich T. und N. zu "Salz der Erde und Licht der Welt!" für uns alle machen lassen: eine Liebe die von innen her hinaus strahlen will und wird!
- Als Zeichen für das 'Programm' dieser Familie, die heute begründet wird, können wir das nehmen, was hier bereits durch die beiden geschieht: Sie haben uns zusammen geführt. Das Brautpaar hat Sie alle eingeladen und will, dass sie die Freude einer Gemeinschaft erfahren.
Eben das liegt auf der Linie der Taufe, kraft derer die beiden heute heiraten: In der Taufe führt Gott Menschen zu seinem Volk zusammen. Die Ehe von N. und T. wird ebenso keine Insel der zweisamen Selbstgenügsamkeit sein, sondern andere mit einladen und hineinnehmen wollen.
- Dass dabei unser Brautpaar auf dem Boden der Realität bleibt, dafür wird ihre grundpragmatische Ader sorgen. Aber auch das Evangelium aus der Bergpredigt endet ja nicht damit, dass Jesus seine Jünger zum ein und alles hochjubelt, sondern macht deutlich: Jede Liebe und jede Gastfreundschaft, jedes Licht-Sein und jedes Salz-Sein, ist erst dann wirklich gelungen, wenn es sich selbst nicht zu wichtig nimmt, sondern über sich selbst hinaus weist: "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und" - das ist die Pointe - " euren Vater im Himmel preisen".
Insofern können Sie beide jetzt doch ganz entspannt Hauptakteure dieses Tages sein, denn über allem ist ein himmlischer Vater, er ist der Ursprung und das Ziel, und ihn gemeinsam zu preisen bringt Licht und Salz in diese Welt. Amen.