Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Gründonnerstag 2015

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2. April 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Ernst gemeint

  • Die Fußwaschung soll zeigen: Hier meint es einer ernst. "Das ist mein Leib für euch!", ist nicht als rhetorische Floskel, sondern ernst gemeint. Sein "Leib", das was er greifbar ist und ihn ausmacht, gibt er in dem Brot, das er bricht "für euch!"
  • Das zu glauben fällt schwer. Wir sind in unserem Alltag an hochglanzpolierte Oberflächen gewöhnt, deren Inhalt beliebig ist. Spätere Zeiten werden vielleicht wie die früheren nicht einmal mehr die Bedeutung des Wortes 'Design' kennen; heute jedoch tragen es ganze Berufsgruppen und Branchen im Namen. Das geht an keinem von uns spurlos vorüber. Wir werden gleichsam trainiert, auf das Oberflächliche fixiert zu sein. Daher ist uns das Misstrauen ebenso selbstverständlich. Es fällt schwer, sich vorzustellen, jemand könne wirklich mit seinen Leben hinter dem stehen, was er verspricht.
  • Jesus verspricht den Jüngern Gemeinschaft in seinem Leib, wenn sie das Brot brechen, das er ihnen gibt, und er verspricht den "Neuen Bund", das ist der ewige Bund Gottes mit seinem Volk. Das Entscheidende ist nicht die Oberfläche, sondern der Mensch, Jesus, der dahinter steht, und meint, was er sagt.

2. Frucht bringen

  • Wir können das Sakrament oberflächlich empfangen. Von Seiten Jesu bleibt es zwar das Heilige Zeichen der Gegenwart Gottes. Aber von Seiten dessen, der es empfängt, ist es fruchtlos. Das "Amen" beim Empfang der Kommunion wird mit den Lippen gesprochen. Aber selbst ein dreifaches Kreuzzeichen geschlagen und eine Kniebeuge davor und danach, retten es nicht.
  • Das Sakrament fällt vielmehr nur dort auf guten Boden, wo Menschen sich davon berühren lassen, dass Jesus es ernst meint: Leben ist nur dort fruchtbar und göttlich, wo es dient und sich schenkt. Manchen fällt das leichter, manchen fällt das schwerer. Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, sich unter das Wort zu stellen, das dieses Brot untrennbar mit dem Leben Jesu verbindet: "Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt." Das Leben Jesu ist Hingabe, sein Tod am Kreuz.
  • Wer das Brot empfängt und zugleich sich im Herzen über die Schwester oder den Bruder, der daneben steht, erhebt, verächtlich auf ihn herabsieht und sich als etwas Besseres vorkommt, der "isst sich das Gericht". Denn Jesus bricht das Brot für den Sünder, den er liebt. Wer beim Essen des Brotes auf den zum Tode Erniedrigten am Kreuz blickt, der lässt seinen Blick zum Guten verändern.

3. Gott für euch

  • Jesus kann in dem Brot, das er bricht, seinen Leib schenken, weil er Gottes Sohn und Gottes Gegenwart für uns Menschen ist. Deswegen bitten wir in jeder Messe vor der Wandlung mit den über Brot und Wein ausgestreckten Händen um Gottes Heiligen Geist. Die Geste soll sichtbar machen: Wir denken nicht, dass allein durch uns Jesu Leib in unserer Mitte gegenwärtig ist, sondern nur, wenn wir Gottes Volk sind: von Gott versammelt und an ihn glaubend.
  • Daher ist die Haltung, in der ich das Heilige Brot empfange der erste Schritt, damit das Sakrament Frucht bringt: Dankbar und in Anerkennung der Gegenwart Gottes in dem unscheinbaren Zeichen. Denn wie wollte ich aufhören auf Menschen herabzuschauen, wenn ich noch nicht einmal zu Gott aufschaue? Wenn ich aber zu Gott aufschaue, der sich im einfachen Brot schenkt - vielleicht lehrt mich das die Ehrfurcht vor dem anderen Sakrament der Gegenwart Gottes: Dem Antlitz des Menschen, jenseits aller glitzernden Show-Oberfläche.
  • An der Oberfläche mag alles unscheinbar sein. Das Design kann sicher verbessert werden. Aber Gott meint, was Jesus sagt: Mein Leib für Euch! Amen.