Predigt zu Gründonnerstag 2008
Zurück zur Übersicht von: Gründonnerstag
20. März 2008 - Pfarrkirche Oberschwappach/Knetzgau
1. St. Barbara zu Oberschwappach
-
In der Pfarrkirche von Oberschwappach in Franken gibt es gleich drei Darstellungen
der Patronin, der Hl. Barbara. Eine davon ist eine Figur im Rahmen einer
Tafel, die an die Toten des Ortes in den zwei Weltkriegen des 20. Jahrhunderts
erinnert. 10 Gefallene im Ersten, 26 Gefallene im Zweiten Weltkrieg. Lokale
Bilanz der Jahrhundertverbrechen, 10 Prozent der Männer tot. Und dies
sind nur die Namen der gestorbenen Soldaten. Welche andere Opfer der Krieg
und die Tyrannei des Nationalsozialismus gekostet haben mag, kann vielleicht
niemand zählen oder gar ermessen.
- Ein Kriegerdenkmal in einer Kirche. Mich hat das von Anfang an befremdet.
Barbara steht da, umrahmt von den Namen aus dem Dorf. Unter dem rechten Arm
hält sie ein Schwert, zu ihren Füßen links aufrecht ein Kanonenrohr.
Dazu der Schriftzug: "Sankt Barbara, du Himmelsbraut / sind unsre Helden
anvertraut / dass kämpfen sie im Himmelsheer / mit dir für
Heimat, Recht und Ehr."
- Aber Barbara hält vor ihrem Herzen noch eines: Einen Kelch. Es ist
der Kelch, aus dem die Heilige Kommunion ausgeteilt wird. Das Sakrament des
Leibes Christi hält Barbara vor ihrer Brust. Sie ist die Patronin der
Sterbenden, denen sie die Kommunion reicht: Der Leib Christi, in dem der Gekreuzigte
lebendig ist. "Das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer
von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben" (Joh 6,51). Im Zusammenhang
der Gedenktafel klingt es auf den ersten Blick wie beschwichtigender Trost
mit der bekannten, hohlen Propaganda von Ehre und Heimat, für die diese
Männer in den Tod getrieben wurden.
2. Heilige Zeichen
- Ich kann die Tafel aber auch anders lesen. Es ist auch die Bitte der Überlebenden,
dass St. Barbara, Patronin unserer Kirche und unseres Ortes, uns hilft, verbunden
mit denen, die nun in Gott leben, jetzt den anderen Kampf zu führen:
Für die Heimat, die durch den Krieg verwüstet wurde. Für das
Recht, das die Machthaber so schamlos gebeugt hatten. Für die Ehre, die
durch Verbrechen, Mittun oder Schweigen zur Schmach wurde. Das Schwert ist
nicht mehr gezückt. Die Kanone liegt am Boden. In Händen hält
Barbara ein anderes Zeichen: Den Leib Christi, gegenwärtig im Sakrament
des gebrochenen Brotes.
- Ein Sakrament ist ein Heiliges Zeichen. Es ist handfester Teil unserer Welt,
greifbar wie Brot und Wein des Abendmahles, spürbar wie das Wasser der
Taufe. Handfeste Zeichen, die heilig sind, weil durch sie Gott gegenwärtig
ist, wirkt und handelt. Im Bild ist das Sakrament ein Ausdruck der Hoffnung,
dass die Gefallenen nun in Gott sind. Gott wirkt und handelt für Recht
und Ehre so gänzlich anders. Gott allein kann Heimat geben.
- Was Jesus getan hat und was der Sinn seiner Kirche ist, das findet in den
Sakramenten statt: Jesus hat versammelt zum Volk Gottes. Durch die Taufe haben
wir Teil daran. Jesus Christus hat den Jüngern den Heiligen Geist als
Beistand hinterlassen. In der Firmung werden wir besiegelt durch diese Gabe
Gottes, den Heiligen Geist. Jesus war der Mittelpunkt und die Kraft seiner
Jünger. Durch das Sakrament des Altares ist er es auch für uns.
Heilige Zeichen. Das Zeichen aber verweist auf Gottes Handeln und durch Gottes
Geist wirkt es auch - an uns und durch uns.
3. Ein anderes Zeichen
- Die heidnischen Römer der Kaiserzeit benutzten das Wort Sakrament noch
mals anders. Ihnen waren die Feldzeichen, die sie vor den Soldaten herzeigten,
Heilige Zeichen. In Wirklichkeit waren es Zeichen, die die Göttlichkeit
der Caesaren als Vorzeichen vor das Morden setzten, für das diese Kaiser
die Soldaten in das Gemetzel ihrer Kriege schickten. Heidnische 'heilige Zeichen'
im Namen der Kaiser.
- Das war den frühen Christen bewusst, als sie die Heiligen Mysterien
ihres Glaubens - Taufe, Firmung, Abendmahl - sacramentum nannten.
Kyrios war für sie nicht der Kaiser, sondern Christus: Kyrie
eleison! Leiturgia nannten sie nicht die Propaganda-Aufmärsche
göttlicher Caesaren, sondern ihre Gottesdienste, in denen sich der wahre
Gott mitteilt in seinem Wort, und Gott sich schenkt in Leib und Blut.
- Dieses Zeichen hält Barbara vor ihrem Herzen. Umrahmt von denen, die
willentlich oder gezwungenermaßen in die falschen Kriege geschickt und
dort verheizt wurden, verkündet das Herz der Hl. Barbara ein anderes
Kampfeszeichen: Heiliges Zeichen, Sakrament Gottes, der sich erniedrigte um
seinen Jüngern die Füße zu waschen. Heiliges Zeichen das uns
reinigt und stärkt und heiligt. Heiliges Zeichen im Kampf gegen alle
alten und neuen Caesaren. Barbara reicht uns dieses Brot. Es kommt von Herzen.
Amen.