Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Sonntag Christkönig im Lesejahr A 2014 (Matthäus)

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23. November 2014 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Für den Himmel egal

  • Es ist völlig egal ob wir katholisch oder christlich oder sonst was sind, wenn sich im Jüngsten Gericht entscheidet, ob wir würdig befunden werden, das "Reich in Besitz zu nehmen", das für die Gerechten bereitet ist. An dieser Botschaft des Evangeliums, das wir eben gehört haben, ist da nichts zu deuteln.
  • Ja, durchaus polemisch ist Jesus sogar noch radikaler, wenn es die sind, die meinen ihn zu kennen, die ihr Herz immer verschlossen hatten, während andere in den Himmel kommen, die überhaupt nicht auf die Idee gekommen waren, dass ihr Verhalten gegenüber den Armen unmittelbar das Verhalten gegenüber dem Richter der Welt ist. "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."
  • Das Evangelium mag schockierend sein für jene Menschen, die versuchen als Christ bewusst in der Gemeinschaft der Kirche zu leben. Aber es bestätigt auch nicht einfach hin jene anderen, die meinen immer schon gewusst zu haben, dass es nur auf die Ethik ankomme, und dafür brauche man ja nicht getauft zu sein und zur Kirche zu gehen.
    Denn zu dieser Frage sagt das Evangelium letztlich ja nur: Wenn du nur deswegen Christ bist, um später mal in den Himmel zu kommen, dann liegst du falsch. Weder funktioniert der Taufschein als Freifahrtticket in den Himmel, noch ist das eine irgendwie sinnvolle Motivation, um als Christ zu leben, später mal verlässlich in den Himmel zu kommen.

2. Wider das Strategiedenken

  • Was also taugt die Taufe und ein Leben in Gemeinschaft der Kirche? Was taugt das Beten und Meditieren, wenn es nicht genug ist, um sich damit den Himmel als Belohnung zu verdienen? -
    Mir scheint, ganz komme auch ich aus der Frage nicht raus, was das nützt und was ich davon habe. Aber je mehr diese Frage im Vordergrund steht, desto mehr habe ich mich schon von dem entfernt, was Glauben und Kirche im Kern ist. Denn darin ist das Heilige der Liebe ähnlich, dass sie nur um ihrer selbst willen und nicht zur Nutzenmaximierung gewollt werden können. Gott entzieht sich der Verwertbarkeit; was verwertbar ist, ist niemals der eine, wahre Gott.
  • Das Evangelium wäre nämlich ziemlich falsch verstanden, wenn jemand meint, er könne sich eine Tabelle anlegen, um zu sehen, dass er genug Kranke und Gefangene besucht und Nackte und Hungernde umsorgt habe, sich seines Eintrittstickets in den Himmel sicher zu sein. Denn Jesus betont im Gegenteil die Absichtslosigkeit, mit der die zur Rechten des Weltenrichters Arme gespeist und Gefangene besucht haben.
  • Diese Freiheit von aller Überlegung der Strategie und des Profit ist sicher ein wesentliches Element dessen, was Jesus mit seinem Gleichnis sagen will, denn das taucht in seiner Verkündigung regelmäßig auf. Nicht 'um zu irgendwas handeln' hat Jesus im Blick, sondern die absichtslose Tat der Liebe.

3. Mit ihm gehen

  • Hält man sich das vor Augen, versteht man erst, dass und zu wem Jesus seine Bildrede hält. Sie ist Teil dessen, was Jesus seinen Jüngern als Vermächtnis sagt. Sie befinden sich auf dem Ölberg, gegenüber Jerusalem und seinem Tempel. Nach diesen Reden wird Jesus dort hin gehen und seine Sendung verwirklichen, indem er in der Heiligen Stadt selbst zum Gefangenen, Hungernden, Nackten wird. Auch die Bildrede vom Weltgericht gehört zu dem, womit Jesus diejenigen vorbereitet, die mit ihm gehen wollen.
  • Bis dahin werden viele, die mit Jesus unterwegs waren, gedacht haben, sie sind an der Seite dessen, der jetzt zu seinem größten Erfolg aufläuft, indem er in Jerusalem, der Hauptstadt, ankommt und die Königswürde denen entreißt, die als Fremdbesatzer empfunden werden. Jesus hingegen ist der König, der als Hungernder, Frierender, Gefangener und Kranker uns begegnet.
  • Jetzt und hier entscheidet sich, wie ich mein Leben auf Erden lebe: Ob ich mich auf die Suche mache nach der Gegenwart Gottes dort, wo kein Erfolg und kein Dank, kein Ruhm und kein besonderes Ansehen zu erwarten ist. Jetzt und hier will Jesus mit uns beginnen, die Liebe neu zu lernen, die nicht auf Gegenleistung schielt, wie die Armen, Fremden und Gefangenen, die nichts haben, mit dem sie uns belohnen können. Die Belohnung liegt in der Liebe selbst, zu der uns dieser König führt. Seht, ich bin es!, sagt er. Die Taufe, die ihr empfangt, der Gottesdienst, den ihr feiert, der Gott, den ihr lobpreist - sie führen Euch zu dem Gott, der immer schon Der Barmherzige ist und seine Gegenwart an den Armen erweist, die ihm wertvoll sind. Amen.