Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 5. Sonntag im Lesejahr B 2006 (Markus)

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5. Februar 2006 - Universitätsgottesdienst, St. Ignatius Frankfurt

1. Der große Peter Hartz

  • Peter Hartz hat einen bekannten Namen. Vier Gesetzespakete zur Reform des Arbeitsmarktes tragen seinen Namen. Dabei hat er die Gesetze nicht beschlossen. Er war nur Chef einer Beratungskommission. Dennoch werden die Gesetze nach seinem Namen durchnummeriert, von Hartz I bis Hartz IV.
  • Das Phänomen ist typisch für einen Politikstil. Die Idee war, die unpopulären Maßnahmen mit dem Namen des angeblich erfolgreichen Personalvorstandes von VW zu versehen. Der Name sollte für Qualität stehen. Deswegen wurden die Gesetze nicht mit nüchtern-sachlichem Titel unters Volk gebracht, sondern mit dem Namen Hartz. Er sollte als Hoffnungsträger aufgebaut werden. Peter Hartz sollte es schon richten.
  • Vergangene Woche wurde das Scheitern festgestellt. 20 Forschungsinstitute wurden auf das Thema angesetzt und kamen in einem Zwischenbericht zu dem Schluss, dass die Maßnahmen aus Hartz I bis III ohne Wirkung geblieben seien. Soweit die schlechte Nachricht. Die andere ist, dass diese Maßnahmen sich damit nicht von ihren Vorgängern unterscheiden. Die hatten nämlich unter dem Strich auch nichts gebracht.

2. Der erste Tag Jesu in Kapharnaum

  • Am Abend des ersten Tages Jesu in Kafarnaum hatte sich "die ganze Stadt vor der Haustür versammelt". Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass er am Morgen in der Synagoge mit großer Vollmacht gepredigt und Kranke geheilt hatte. Jetzt bringen sie alle Kranken zu ihm. Jesus soll es richten.
  • Dazu aber ist Jesus nicht gekommen. Am nächsten Morgen versucht Jesus, sich dem Andrang der Menge zu entziehen. Er geht an "einen einsamen Ort, um zu beten". Die eben frisch angeworbenen Jünger aber eilen ihm hinterher. Sie haben die Öffentlichkeitswirkung des Namens Jesu erlebt. "Alle suchen dich", halten sie ihm vor. Da könne er sich nicht zurückziehen. Er aber antwortet: "Lasst uns anderswohin gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen".
  • Warum will Jesus predigen, wenn er doch heilen kann? Warum heilt er nicht einfach alle Krankheiten? Warum macht er nicht einfach alles gut? Jesus aber nutzt nicht einmal die Publicity. Er durchschaut die Dämonen, die bekannt machen wollen, wer er ist. Mit göttlicher Vollmacht verbietet er ihnen zu reden. Denn er ist nicht gekommen, Massenaufläufe durch Wunderheilungen zu vollbringen. Er ist gekommen zu predigen, das Wort Gottes zu bringen, damit es in den Menschen und durch seine Jünger Frucht bringt.

3. Wozu Jesus gekommen ist

  • Zwischen den öffentlichen Auftritten steht denn eine fast private Szene. Jesus geht mit vier seiner Jünger aus der Synagoge nach Hause. Dort sprechen sie miteinander und so erfährt Jesus von der Erkrankung der Schwiegermutter des Simon Petrus (Von der Frau des ersten Papstes wissen wir sonst nur aus 1 Kor 9,5, dass sie Petrus auf seinen Reisen begleitet hat). Dann folgt der kürzeste Heilungsbericht der ganzen Bibel: "Er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr."
  • Dies ist an dem ganzen Tag die einzige Heilung, die zu Nachfolge führt. Von dieser Frau heißt es, dass sie das tat, wozu Jesus gekommen ist und was Jüngerschaft bedeutet: einander dienen. In unserer Übersetzung heißt es: "Sie sorgte für sie". Was die übrigen Jünger erst lernen müssen, hat diese Frau erfahren, als Jesus sie aufrichtete. Deswegen wird auch bei ihr allein deutlich, dass Jesus gekommen ist, um uns etwas zu geben, das wir weiter geben können. Deswegen steht für ihn die Predigt im Mittelpunkt, weil er von ihr sich erhofft, dass Gottes Geist so in den Jüngern weiter wirkt. Dafür gibt er sein Leben.
  • Jesus verlässt sich nicht auf Maßnahmen mit Strohfeuerwirkung. Er lässt sich nicht als Reformpaket Jesus I bis Jesus IV verschnüren und öffentlich ausstellen. Statt dessen verändert er Menschen. Damit erweist er sich als Sohn seines himmlischen Vaters. Denn uns hat Gott diese Welt anvertraut. Uns hat er sein Wort ins Herz gegeben, damit wir uns aufmachen und für einander sorgen. Amen.