Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 4. Sonntag der Osterzeit Lesejahr A 2018 (Johannes)

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22. April 2018 - Aloisisuskolleg, Internat, Bonn-Bad Godesberg

1. Zeiten

  • Er, der tot war, lebt. Er der verworfen worden war, ist nun ein Eckstein. Er, der im Tod von uns gerissen wurde, ist gegenwärtig der gute Hirt. Das ganze Neue Testament ist geprägt davon, dass es von dem geschichtlichen Jesus von Nazareth handelt, der zugleich unsere Zukunft ist, denn er ist der erste auferstanden von den Toten.
  • Die Auferstehung und damit Ostern ist wie ein Aussichtspunkt. Auferstehung ist ein Aussichtspunkt auf den wir jetzt schauen und von dem wir jetzt auf uns heute schauen können. Und unsere Hoffnung ist dass wir an diesem Punkt kommen werden um von dort volle lebendige Gemeinschaft mit Gott zu haben und mit gemeinsam mit ihm unser Leben zu sehen und uns an seinem Leben zu freuen. Eine steile These.
    Ich sage damit etwas über unser jetziges Leben. Auferstehung ist etwas dass wir irgendwie jetzt schon haben können aber noch nicht ganz. Und trotzdem ist es für unser Leben jetzt schon ganz wichtig. Alles wird dadurch anders.
  • Ich stecke 100% in meinem jetzigen Leben. Aber der Glaube an die Auferstehung macht es möglich dass ich gleichzeitig schon mit einem Bein sozusagen in der Zukunft bin. Das macht die große Freiheit von Ostern aus. Ich bin nicht an die Gegenwart gefesselt. Zumindest nicht so wie die Menschen die nichts anderes kennen. Wenn ich nur die Gegenwart kenne und es nichts anderes gibt dann bin ich ein Sklave meiner Zeit jetzt, meine Gefühle jetzt, von all dem was mich jetzt bestimmt und was jetzt mein Leben ausmacht. Wenn etwas von der Auferstehung von Jesus in mir ist, dann lebe ich auch 100% in der Gegenwart, und trotzdem ist die Gegenwart ganz anders, weil die Zukunft dazu kommt.

2. Regen

  • Ich kann an einem Beispiel erklären, wie das funktioniert. Es ist ein paar Jahre her. Ich war einige Male mit einer Gruppe von jeweils 30 Leuten mit dem Fahrrad unterwegs nach Spanien; von Deutschland nach Spanien mit dem Fahrrad 1.500 km. Das klingt für manche vielleicht schlimmer als es ist; es waren immer alle freiwillig dabei, und es waren immer alle gerne dabei. Es war eine großartige Sache.
  • Nur einmal hatten wir Pech gehabt. Drei Wochen dauert die ganze Tour nach Spanien, und dieses eine Jahr war die erste Woche völlig verregnet. Regen, Regen, Regen. Doch die Strecke lag fest, wir mussten bis zum Abend den jeweiligen nächsten Campingplatz erreichen. Also blieb uns nichts anderes übrig als jeden Tag die 80 bis 100 km zu fahren um das Ziel des Tages zu erreichen. Und das bei Regen, Regen, Regen. Und abends am Campingplatz musste man in die schon etwas feuchten Schlafsäcke kriechen um in den Zelten schlafen zu können. Man kann sich leicht vorstellen, dass das einige Kraft gekostet hat, und die Stimmung durchhing. Auch ich war ziemlich am Ende, und die anderen 30 Leute, die zum ersten Mal dabei waren, noch viel mehr. Da habe ich Ihnen etwas gesagt. Mehrere, die damals dabei waren, haben wir noch Jahre später erzählt, wie wichtig dieser Satz für sie geworden sei.
  • In ein paar Tagen werden wir in Südfrankreich sein. Dort wird es richtig warm ja heiß sein und die Sonne scheinen. Stelle dir vor wie möchtest du dann auf jetzt zurück schauen? Wie würdest du in 5 Tagen wollen dich heute Verhalten zu haben? Grammatikalisch ist das Konjunktiv Futur 2. Wie würdest du in 5 Tagen wollen, dich heute Verhalten zu haben? Diese Frage ist in der Art, wie Ignatius von Loyola in den Exerzitien gerne an die Sache herangeht. Unsere Radtour führt nach Loyola, den Ort seiner Geburt. Und alle haben die Regentage durchgestanden und sind angekommen, stolz über das, was sie geschafft haben.

3. Aussichten

  • Etwas von dem ist Teil meiner Osterhoffnung: Ich werde mit meiner Lebensgeschichte jenseits des Todes hineingenommen in eine Gemeinschaft mit Jesus Christus, um mit ihm zusammen mein Leben zu sehen und zu verstehen. Wie würde ich dann Tagen wollen, mich heute Verhalten zu haben? Und werde ich dann sehen, dass er mit mir unterwegs war, neben mir auf dem Rad, als es bei Dauerregen bergauf ging?
  • An die Auferstehung können wir uns nur von ferne herantasten. Es wird eben nicht die immerwährende Verlängerung der Gegenwart sein, sondern eine neue Schöpfung, jenseits dessen was wir als Raum und Zeit kennen. Und da die Brücke von hier nach dort der Gute Hirte ist, wird er mich bei meinem Namen rufen und ich werde bei ihm sein. Das ist meine Osterhoffnung. Darauf baue ich.
  • So wie die Aussicht auf das sonnige Südfrankreich die Gegenwart verändert hat, so kann die österliche Hoffnung die Gegenwart verändern und prägen. Denn die Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Zukunft können wir heute schon haben, wo wir aus ihm leben, uns von ihm verwandeln lassen und erleben, dass sein Weg uns an das Ziel führt, das unser Ausgang war, der Punkt, von dem ich wollen werde, heute die Kraft zu haben, ganz aus ihm zu leben. Amen.