Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 25. Sonntag im Lesejahr C 2022 (Lukas)

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18. September 2022 - Sinzig-Westum

1. Prepper

  • Kennen Sie Prepper? In den USA gibt es wahrscheinlich nicht mehr merkwürdige Bewegungen als in Europa. Ohnehin kommen die meisten Merkwürdigkeiten der USA von hier. Aber im Land der Freiheit können Sie sich so richtig entfalten. Hierzulande gehen sie schnell in Bürokratie unter. Dazu gehören auch die Prepper.

  • In Deutschland haben wir Empfehlungen des Bundesinnenministeriums. Für 10 Tage sollen wir Lebensmittel und Wasser vorrätig halten. Es könnte ja einmal die Versorgung nicht möglich sein. Wahrscheinlich gibt es auch landesweit einige Leute, die sich an diese Empfehlungen halten. Nicht so dumm, denkt man. Aber es bleibt doch eine irgendwie allgemeine Vorsicht. Die Erwartung, dass es notwendig wird, das Leben radikal darauf auszurichten, ist auch nach der großen Flut oder dem Krieg in der Ukraine nicht wirklich so, dass sie das ganze Leben radikal bestimmt. Hierzulande gibt es nur wenige überzeugte Prepper, manche, die es aus Vernunftgründen tun und viele Nicht-Praktizierende

  • Anders in den USA die echten Prepper. Für sie ist es Ausdruck einer ganzen Lebenshaltung. Sie sind vorbereitet für den Tag X, wenn alle anderen in der Katastrophe untergehen und allein sie sich eingegraben haben mit ihren Waffen, ihren Vorräten, ihren Notschutzbunkern. So quer das alles ist, so sehr ist es doch eindrucksvoll, wie Menschen sich ganz auf die Zukunft ausrichten. Allein oder als verschworene Gruppe. Dennoch scheint es mir eine sehr egoistische Zukunft zu sein. 

2. Betrüger

  • Und Jesus lobt einen Prepper. Denn so kann man den ungerechten Verwalter sehen, über den Jesus ein Gleichnis erzählt.
    Er ist einer, der sich nicht scheut, an die Zukunft zu denken. Offenbar hatte ihn sein Vorgesetzter bei einem Betrug erwischt. Jesus erwähnt einfach, dass er das Vermögen seines Herrn veruntreut und verschleudert hat, ohne das im Detail auszumalen. Irgendwann aber ist es zu viel geworden. Der Mann bekommt seine Entlassung. Doch in den letzten Stunden am alten Arbeitsplatz kommt beim Verwalter noch einmal die ganze kriminelle Energie und er sichert sich seine Zukunft..

  • In seinem Büro hat er den verschlossenen Schrank, in dem die Schuldscheine seines Herrn aufbewahrt sind. In eigener Handschrift haben dort Menschen erklärt, wie viel sie schulden. So wurden damals Sicherheiten hinterlegt. Geschickt holt sich der ungerechte Verwalter nun diese Schuldner und ermuntert sie zum Betrug zu ihren Gunsten. Der ungerechte Verwalter macht das nicht, um anderen Gutes zu tun. Er hat sein eigenes Kalkül. Vielleicht nehmen Sie mich in ihre Häuser auf, wenn ich hier den Job verloren habe! "Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin." , Nebenbei wird deutlich: Eigene Rücklagen, aus denen er leben könnte, hat er nicht. "Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich." So landet er einen letzten Clou, um sich Freunde zu machen für die Zeit danach, "damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen"

  • Und Jesus, heißt es, "lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte:
    Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.
    "

3. Christen

  • Ganz sicher lobt Jesus nicht die Ungerechtigkeit. Aber er hält uns einen Menschen vor Augen, der nicht im Blick zurück lebt, sondern im Blick nach vorne. Das hat der ungerechte Verwalter mit den Preppern gemeinsam. Das ist, wozu Jesus uns mit diesem etwas krassen Gleichnis anstacheln will.

  • Wenn es nicht das egoistische Horten von Waffen und Vorräten, wenn es nicht die Strategie eines ungerechten Verwalters sein, was wäre für mich die Weise, heute ganz im Blick auf morgen zu leben?
    Jesus ist es fast wichtiger diese Frage in den Köpfen und Herzen zu platzieren, als darauf bereits die Antwort zu geben. Denn die Antwort muss letzten Endes jeder für sich suchen. Eines jeden Menschen Leben braucht eine eigene Antwort auf diese Frage. Was bedeutet es für mich, mich ganz auf die Zukunft auszurichten? - "Kinder des Lichtes", nennt Jesus die Seinen.

  • Lukas hat zumindest einen Hinweis gegeben, indem er in seinem Evangelium dieses Gleichnis Jesu mit einigen Zitaten von Jesus zusammenstellt, die ganz deutlich machen, was die Antwort nicht sein kann: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!" Wer meint, die Antwort auf die Zukunft sei angespartes Geld, hat sein Herz schon an die falsche Währung gebunden. Ihr könnt nicht Gott lieben und den Mammon. Was aber liebe ich so sehr, das ist im Blick auf die Zukunft schon heute mein ganzes Leben prägt?

verschworene