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1. September 2024 - St. Cyriakus, Habitzheim
Leerer Glaube
Gelebter Glaube braucht äußere Zeichen und Symbole. Auch treue Liebe und jede Gemeinschaft haben ohne ‚Äußerlichkeiten‘ keinen Bestand. (Und vermutlich entwickelt jeder einen rituellen Spleen, der meint sich darüber erheben zu können).
Aber wie in jeder Beziehung, können diese äußeren Zeichen leer werden. Um ihrer selbst Willen werden sie peinlich genau eingehalten und werden alle ausgegrenzt, die es angeblich nicht tun. Das ist, wogegen Jesus Einspruch erhebt. „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.“
Leere Worte, leere Gesten, Schal gewordene Symbole und Riten. Es sind nicht die Riten und Worte, die schlecht sind. Es ist die Leere dahinter. Bei den Anderen zumindest spüren wir solche Leere deutlich. Bei uns selbst sind wir großzügiger. Wir sollten daher die harten Vorwürfe Jesu an die Pharisäer auch an uns selbst heranlassen.
Täter des Wortes
Der Jakobusbrief hat eine Formulierung, die haften bleibt: „Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer.“ Mit „Wort“ ist alles gemeint, mit dem Gott uns anspricht, auch die Berufung, die mich durch den nächstbesten Menschen trifft, der meine Hilfe braucht. Aber in besonderer Weise sind wir als Kirche zusammen auch Hörerende des Evangeliums und der ganzen Heiligen Schrift.
Auch das Wort kann rein äußerlich gehört und befolgt werden. Das gilt für das Gebet, wenn ich weder den Text des Gebetes noch – etwas beim Rosenkranz – die Zeit des Gebetes nutze, um mein eigenes Leben, meine Hoffnungen, Zweifel, Sorgen oder Freuden Gott anzuvertrauen. Solches oberflächliches Beten verweigert Gottes Heiligem Geist den Zutritt zu meinem Leben.
Aber „Täter des Wortes“ bedeutet doch, dass das, was ich höre sich auswirkt in dem, wie ich mich anderen gegenüber verhalte. Der Jakobusbrief macht das konkret: „für Waisen und Witwen in ihrer Not zu sorgen“.
Hören aus Vertrauen
Nicht nur „Hörer des Wortes“ zu sein, sondern auch „Täter des Wortes“, hat für mich aber auch noch eine weitere Dimension: Ich muss etwas ‚tun‘ um das Evangelium wirklich hören zu können. Ein Beispiel: Die Bergpredigt Jesu höre ich ganz anders, wenn ich begonnen habe, etwas daraus zu leben. Wer den „Hunger nach Gerechtigkeit“ nicht kennt, oder wer nie riskiert hat, um dieser Gerechtigkeit Willen klein gemacht zu werden, wird den Text der Predigt hören, und doch nicht hören, was damit für sich selbst gemeint sein könnte. Er wird hören und doch nicht hören.
Der Jakobusbrief meint, um hören zu können, müsse man „sich unbefleckt von der Welt bewahren“. Mit Welt meint Jesus das Streben nach dem eigenen Vorteil, nach Anerkennung durch die Anderen und danach, Macht und Einfluss an erste Stelle zu setzen. Selbstbezogenheit blockiert das Hören, auch und besonders, wenn sie im frommen Gewand auftritt.
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab“, heißt es im Jakobusbrief. Darauf zu vertrauen ist letztlich der Schlüssel. Das gelingt Mal mehr, Mal weniger. Aber letztlich ist das ganze Leben Jesu, seine Lehre und auch sein Sterben die Einladung, aus diesem Vertrauen zu leben, dass Gott dir das Gute schenkt, das du brauchst, um sein Wort nicht nur zu hören, sondern auch zu tun.