Predigt zum 22. Sonntag im Lesejahr A 2005 (Matthäus)
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28. August 2005 - Universitätsgottesdienst Frankfurt/Main
1. Weg mit dir, Satan!
- "Weg mit dir, Satan!" An Klarheit hat es Jesus nie missen
lassen. Schon einmal im Evangelium hatte er dies gesagt, damals, ganz am Anfang.
Das Wort Satan ist dabei der schärfste Ausdruck, der ihm zur Verfügung
steht. Er bezeichnet die ganze Wucht eines Willens, der sich gegen Gott stellt.
Mit dem "Weg mit dir!" weist Jesus diesen Widerspruch zum
Willen des Vaters zurück und weist den Widerspruch an seinen Platz. Seine
Jünger aber lehrt er zu beten: "Vater, dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden."
- "Weg mit dir, Satan!" steht am Anfang des Weges Jesu.
Damals kam der Satan von innen her. Es war die Versuchung, den eigenen Hunger
und das eigene Geltungsbedürfnis und die eigene Macht über den Willen
Gottes zu stellen. Das waren die Versuchungen Jesu in der Wüste. Diesem
Drang von Innen musste sich Jesus stellen. Erst danach konnte er sich aufmachen
und verkünden: "Das Himmelreich ist nahe". Erst nach
Überwindung des inneren Satans konnte Jesus beginnen, Menschen für
dieses Himmelreich zu sammeln.
- "Weg mit dir, Satan!" hieß es bei den Versuchungen. Hier
aber wird Jesus präziser - die deutsche Übersetzung gibt das nicht
wieder, aber Jesus sagt im heutigen Evangelium: "Weg mit dir, Satan!
Hinter mich!" (Einheitsübersetzung: "Geh mir aus den Augen!"
Denn diesmal gilt die scharfe Zurückweisung Petrus, dem Sprecher seiner
Jünger. Die Versuchung kommt von außen. Petrus ist es, der angesichts
des sich abzeichnenden Konflikts versucht, Jesus vom Weg abzubringen. In der
Nachfolge Jesu aber gilt es für die Jünger nicht, Jesus voranzugehen
und ihm den Weg vorzuschreiben. Wer sein Jünger sein will, muss sich
vielmehr aufmachen, das eigene Kreuz auf sich nehmen und Jesus nachfolgen.
Das muss Petrus erst lernen. Auf die harte Tour.
2. Selbstbestimmung
- Zwischen außen und innen liegt ein kompliziertes Kräftefeld.
Wir sind, die wir sind, und müssen selbst entscheiden, wohin unser Leben
geht. Wir selbst müssen uns entscheiden und können die Verantwortung
dafür nicht delegieren. Jünger Jesu oder nicht, Katholik oder Protestant,
die Verantwortung ist weder in Rom noch im Himmel abzugeben.
- Wir sind, die wir sind. Aber wer sind wir? Und wer war ich gestern und wer
werde ich morgen sein? Es ist ja gerade nicht so, dass dies eindeutig in den
Genen oder einem vorzeitlichen Karma festgelegt wäre. Vielmehr bin ich
selbst an dem Prozess beteiligt: Ich bin der, der ich geworden bin. Je älter
ich werde, desto mehr scheint dadurch festzuliegen. Deswegen sollte man mit
dem Weg des Glaubens nicht bis zur Rente warten. Vielleicht aber fällt
es nur schwerer loszulassen und sich neu auszurichten, je älter man wird.
- Glücklich, wer früh den Anstoß bekam, für sein Leben
Verantwortung zu übernehmen. In einer Familie groß zu werden, in
der nicht der Egoismus sondern die Sorge füreinander prägend ist,
ist ein großes Geschenk. Mancher erhält erst viel später den
Anstoß und muss sich auf den Weg machen, zu einem Menschen zu werden,
dem die Achtung der Gerechtigkeit, die Liebe und die Offenheit für Gott
von innen her möglich ist.
3. Ein gottesgeprägtes Herz
- Das Leben wird nicht einfacher, wenn man den Egoismus hinter sich lässt.
Dafür steht in den heutigen Lesungen der Prophet Jeremia. "Du
hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast
mich gepackt und überwältigt." Die Erfahrung des Propheten
ist, dass er von innen her nicht mehr lassen kann von Gott, der ein Teil seines
Selbst geworden ist. In Freiheit hat er sich Gott überantwortet. Durch
ein Leben mit Gott ist er gleichsam zu einem Triebtäter der Gerechtigkeit
geworden; er kann nicht davon lassen.
- Noch ist Petrus weit von Jeremia entfernt. Als Petrus hört, wohin Jesu
Predigt führt – ans Kreuz! – da ist es ihm lieber, alle Rede
vom Himmelreich fahren zu lassen. Als Jeremia mit dem Gedanken nur spielt
zuzuschauen, wie das Recht der Armen mit Füßen getreten wird, merkt
er, dass er das nicht mehr kann. "So war es mir, als brenne in meinem
Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern."
- Sein Kreuz auf sich nehmen bedeutet Umkehr. Abkehr von dem selbstverständlichen
Ich-Zuerst. Hinkehr zu dem menschgewordenen Gott, der uns eine Liebe aufschließt,
die uns erst ermöglicht, was zu Recht Leben heißt. Petrus braucht
erst die bittere Erfahrung, dass er in schwerer Stunde versagt und Christus
verleugnet. Erst aus den Tränen der Umkehr (Mt 26,75) wird für ihn
der Beginn des Lebens, für das es Wert ist, alles dran zu setzen. Jesu
Rede ist hart. Aber seine Klarheit ist unsere Chance. Sie lädt uns ein
zu der Umkehr, durch die uns göttliches Leben so zu eigen wird, dass
wir von innen heraus die Liebe ergreifen, aus dem heraus was wir sind, weil
wir es empfangen haben. Amen.