Predigt zum 21. Sonntag im Lesejahr B 1994 (Johannes)
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14. August 1994 - Jesuitenkolleg Sankt Georgen Frankfurt/Main
Hinweis:
Es lohnt sich, das Kapitel 6 des Johannesevangeliums einmal in seinem
Zusammenhang vorzutragen und dafür die Predigt kurz zu halten. Die
Themen in dem Abschnitt sind
eng miteinander verwoben: Von der Brotvermehrung zur Selbstoffenbarung
als Brot des Lebens, von der Erfahrung der Begegnung mit Jesus auf dem
See
zum Zweifel an dem, dessen anstößige Predigt so viele nicht verstehen.
1. Brot
- Man muss kein Exeget sein, um zu merken, worum dieses Kapitel geht: Ein Wort wird darin inflationär häufig gebraucht: Leben.
Und an zweiter Stelle: Das Wort Brot.
Es geht um die Chance zum Leben. Es geht darum, dass Überleben nur als erfülltes Leben möglich ist.
Voraussetzung für jede Form von Leben ist Brot - stellvertretend für die Nahrung, die Leben erhält.
- Dass Jesus von handgreiflichem Brot spricht, zeigt wie wenig
intellektuell oder spiritualistisch dies Evangelium gelesen werden darf.
Er spricht von seinem Fleisch und Blut, aus denen heraus wir allein
Leben, nicht von seinem Wort oder seiner Botschaft.
- Für die, die berufen sind, gibt es kein wirkliches Leben ohne diese Nahrung.
2. Sinnlich - Sozial
- Auf den ersten Blick gibt es doch noch einen Hinterausgang für den Spiritualismus: Dieses Brot muss geglaubt werden, im Glauben
empfangen werden.
Aber auch das könnte nur völlig gegen den Text des Evangeliums als rein geistig-geistlicher Vorgang missverstanden werden. Nicht
umsonst haben die Zuhörer ihre Schwierigkeit mit der Rede Jesu haben, weil sie genau wissen, aus welchem Dorf er kommt und wer
seine Mutter ist.
- Jesus vermeidet diese Schwierigkeit nicht, er provoziert sie. Deswegen müssen wir die Rede ganz eindeutig sinnlich und sozial
verwurzelt verstehen.
- Jesus spricht - immer wieder im Johannesevangelium - davon: "Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch". Das benennt den sozialen
Kontext, in dem sein Fleisch und Blut für uns Brot des Lebens ist: in der konkreten Gemeinschaft der Kirche.
3. Ort
- Das wird noch einmal durch den Ort und durch den Abschluss der Rede bestätigt.
Jesus spricht in der Synagoge von Kafarnaum, nicht auf dem freien Feld. Er spricht im Gebetshaus, dort wo die Gemeinde
versammelt ist. Aber: Er spricht vor einer Gemeinde, die ihn nicht versteht, sondern ablehnt.
Daher wendet sich der Schluss des Evangeliums nicht mehr an das breite Publikum. Zuletzt spricht Jesus zu den Zwölf, die Säulen
der Kirche, die Tore für das neue Jerusalem.
- Die Kirche ist der Ort, an dem wir in ihm bleiben und ihn empfangen: In der Gemeinschaft der hierarchischen, von Christus
berufenen Kirche allein können wir das Brot empfangen, das für uns Leben bedeutet.
- Das ist alles weniger als eine Apologie beliebiger kirchlicher
Strukturen. Wenn diese Leiblichkeit des Glaubens von Jesus begründet
wurde, muss die Struktur sich immer an ihm messen und messen lassen.
Es tut gut, sich zu erinnern, dass es einer der Zwölf ist, der ihn verrät.
Nur wenn wir als Kirche uns von ihm erfüllen lassen, in seinem Geist
Leben, erfüllt sich unser Leben in ihm. Er gibt ewiges Leben.
Amen.