Predigt zum Evangelium des Hochfestes Mariä Himmelfahrt 2008 (Vorabend)
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9. Februar 2008 - Wissen/Kevelaer
Predigt zum 105.
Geburtstag von Isabelle Loe, Wissen/Kevelaer 9. Februar
2008 |
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1. Lesung 1 Chr 15, 3-4.15-16; 16, 1-2
2. Lesung 1 Kor 15, 54-57
Evangelium Lk 11,27-28 |
1. Selig, deren Leib...
- Selig deren Leib eine solche Nachkommenschaft getragen hat. Selig,
deren
Brüste diese Schar Kinder gesäugt haben. Biblisch die Seligpreisung,
biblisch das Alter von 105 Jahren, dessen zu gedenken wir hier sind.
Die Stammmutter
einer solchen Schar von Kindern, Enkel und Urenkel würde die Bibel
unbedingt
selig preisen.
- Jesus war zwar "nur" Einzelkind. Doch was für ein Sohn! Jesus
selbst
blieb zwar kinderlos! Doch was für eine Nachkommenschaft in all den
Zeiten,
auf allen Kontinenten. Das konnte die namentlich nicht genannte
Frau, die
in dem kurzen Evangelium heute Maria selig preist, natürlich noch
nicht
wissen. Aber sie sieht Jesus und lässt sich von all den andern
Nörglern
und Kritikern nicht beeindrucken. Sie findet Jesus toll und preist
daher die
Mutter selig, die diesen Sohn geboren und genährt hat.
- Ja. meint Jesus. Das mag alles richtig sein. Aber wäre Maria nur
biologisch
seine Mutter, hätte sie trotz allem das Entscheidende verfehlt:
"Selig
sind, die das Wort Gottes hören und bewahren." Entscheidend ist
nicht
die reine Zahl der Nachkommenschaft und nicht, dass der oder die
Nachkommen
"toll" sind. Es braucht noch etwas anderes.
2. Selig, deren Herz...
- Das eine wäre nichts ohne das andere. Und doch ist im Licht des
anderen
das eine Anlass zu Dankbarkeit und Freude. Im Licht des gehörten und
bewahrten Wortes dürfen wir die große Nachkommenschaft bestaunen,
dankbar sein und uns freuen - Jesus war kein Kostverächter und kein
Mießmacher.
Was toll ist, ist toll - wenn das auch auf der tieferen Ebene
stimmt. Und
daher nochmal: die reine Zahl der Nachkommen ist es nicht.
- Denn auch die allein erziehende Mutter eines Einzelkindes kann
selig sein.
Für damalige Verhältnisse war das nämlich nichts. Von Maria
heißt es jedoch, dass sie alles, was sie bei der Geburt ihres Sohnes
erlebt hat, in ihrem Herzen bewegte und bewahrte. Es war etwas in
ihr. Das
war nicht einfachhin toll und erfolgreich.
- Denn: Auch Maria war nicht ein Übermensch. Auch sie hat nicht
gleich
alles verstanden, was ihr Sohn da verkündete und noch weniger, was
ihm
geschah. Sie hat es aber mit offenem Herzen aufgenommen und bewahrt.
Nirgends
jedoch ist gesagt, dass das leicht war. Es gibt sehr wohl Hinweise
in den
Evangelien, dass es auch für Maria nicht leicht war, zu verstehen,
was
Jesus wollte. Einmal gar wollte sie ihn mit Gewalt nach Hause holen.
3. Selig seid ihr...
- Maria ist die Mutter der Glaubenden. Nicht weil sie die Hacken
zusammen
geschlagen und 'Jawoll' gerufen hätte. Das ist nicht glauben.
Glauben
ist vielmehr, voll Vertrauen auf der Suche bleiben; glauben ist, das
was sich
ereignet und was Gott mir sagt, mit offenem Herzen hören und es im
Herzen
bewahren. Das bewährt sich dort, wo der Erfolg nicht so sichtbar ist
oder wo das Schicksal es nicht so gut meint.
- Die Kirche könnte ruhig etwas marianischer werden. Es fängt schon
damit an, das wir von Maria lernen können, das Wort Gottes weder als
abstrakte Weisheit zu hören, noch als Wahrheitsschatz, der es uns
ermöglicht
andere als Ungläubige zu entlarven. Maria hat das Wort Gottes als
etwas
gehört, das ihr eigenes Leben herausfordert und verändert. Und sie
hat wegen dieser Widerspenstigkeit des Wortes Gottes dieses weder
zurechtgeschliffen
noch eingemottet, sondern lebendig bewahrt.
- Selig seid ihr, wenn ihr darin Maria nachahmt. Sie hat Jesus nicht
immer
verstanden. Die Geschichte hat auch ihr übel mitgespielt. Manches
Mal
hätte sie 'ihren Jungen' am liebsten nach Hause geholt, wo er
wenigstens
anständig zu essen bekommt. Das war es aber nicht. Selig ist nicht,
wem
alles glatt läuft. Selig ist nicht einmal allein, wer eine große
Schar Kinder, Enkel und Urenkel hat. Selig ist vielmehr -
hundertfach Mutter
oder kinderlos - wer sich von Gott berühren und bewegen lässt. Amen.