Predigt zum 13. Sonntag im Lesejahr B 2009 (Markus)
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28. Juni 2009 - Kaiserdom Frankfurt (mit The Wesley Institute Choir aus Drummoyne, Sydney, Australia)
1. Geschenk
- Kein Mensch entscheidet selbst, geboren zu werden. Dies liegt voraus. Wir
können unseren Eltern dankbar sein oder sie verfluchen. In jedem Fall
haben wir nicht selbst darüber entschieden. Ich habe den starken Verdacht,
dass letztlich jeder dankbar dafür ist - und nur eventuell die Umstände,
unter denen wir jetzt leben müssen, Anlass sein können zur Klage.
Ohne das Geschenk des Lebens wäre ich nicht.
- Wir können viel daran tun, wie wir leben. Sogar, wer wir sind, ist
nicht einfachhin vorgegeben. Menschen versuchen ein Bild von sich selbst zu
entwerfen und danach ihr Leben zu gestalten. Das gelingt freilich nur in Grenzen.
Aber es ist auch nicht aussichtslos. Selbst dort, wo Schlimmes über uns
hereinbricht, ist es noch mal an uns, wie wir uns dazu verhalten. Kein Gift
schadet mir letztlich, wenn ich es nicht selbst in mich hinein lasse. (Und
selbst dort, wo ich eine Vergiftung mit mir schleppe, seit Kindheitstagen
gar, ist das noch mal etwas, zu dem ich mich verhalten kann und muss.)
- So wenig wie wir entscheiden, geboren zu werden, so wenig können wir
darüber entscheiden, geliebt zu werden. Das Leben wie die Liebe ist ein
Geschenk. Ich kann mich wohlverhalten und meine netten Seiten zeigen. Ich
kann aber nicht machen, dass ich geliebt werde.
2. Geliebt
- Ein Vater bittet um Leben für seine Tochter. Der Synagogenvorsteher
fleht Jesus an "Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände
auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt."
- Wir gehen davon aus, dass er zuvor Ärzte konsultiert hat. Aber in der
Szene im Evangelium stellt sich dar, was weit über medizinische Probleme
hinaus geht.
Denn erstens bittet hier ein Mensch für einen anderen. Ein Vater bittet
für seine Tochter. Er ist aktiv geworden. Er setzt sich für sie
ein. Die erste Voraussetzung für Leben ist, dass wir nicht nur für
uns selber, sondern auch das Geschenk, dass Menschen für andere nach
dem Leben suchen.
- Jesus soll ihr die Hände auflegen. Das ist das Zweite. Der Synagogenvorsteher
bittet um die Berührung. Nicht aus der Distanz und nicht in der Theorie,
sondern in der konkreten Berührung kann die Tochter am Leben bleiben.
Das Geschenk des Lebens wird fassbar, erfahrbar. Im Alten Testament hieß
es "Heilbringend sind die Geschöpfe der Welt". Im Evangelium
wird dieses Geschenk der heilenden Nähe Gottes spürbar.
3. Gerettet
- Jesus geht mit. Er ist Gottes heilende Gegenwart. Ja, mehr noch, wie nur
Gott Leben schenken kann, schenkt Jesus Christus Leben. Dies ist nicht das
spektakuläre Wunder vor großem Publikum. Dies ist geradezu alltäglich.
Nur die Eltern sind dabei und die drei Jünger: "Petrus, Jakobus und
Johannes", die die Botschaft von Gottes Gegenwart bezeugen sollen, wenn
an Jesus selbst deutlich wird: Gott ruft zum Leben. Wie Jesus zu dem Mädchen
sagt "Steh auf!", wird er selbst zur Auferstehung gerufen werden.
Gott ist uns in ihm so nah, dass wir in ihm erfahren können, was es heißt,
aufzustehen und zu leben.
- Das zweite, was auffällt, sind die Leute, die sagen, es ist zu spät:
Der Bote, der kommt, die Angehörigen, die blind trauern. Sie sind typisch
für die Kurzsichtigkeit, die nicht sieht, das das Geschenk des Lebens
nicht dort endet, wo unsere Perspektive Grenzen zieht. Sie wollen das Mädchen
nur noch begraben, weil keine Kraft mehr in ihr ist.
- Aber die Rettung für das kranke Mädchen kann geschenkt werden.
Sie hat einen lieben Menschen, der sich für sie einsetzt. Sie hat Gott,
der sie erschaffen und ihr das Leben eingehaucht hat. Wir haben "Petrus,
Jakobus und Johannes", die uns bezeugen, dass Wirklichkeit wird, was
schon im Buch der Weisheit im Alten Testament verheißen ist "Zum
Dasein hat Gott alles geschaffen, und heilbringend sind die Geschöpfe
der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich des Todes hat keine
Macht auf der Erde." Amen.