Predigt zum 30. Sonntag im Lesejahr C 2025 (2. Timotheus-Brief)
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26. Oktober 2025 - Heilig Kreuz, Feldafing
1. Sport
- Paulus war kein Fußballfan. Es gab zwar zu seiner Zeit ein Mannschaftsspiel namens Episkyros (ἐπίσκυρος), das war aber dem harten Rugby näher als dem heutigen eleganten Fußball. Paulus hingegen hält sich an die Leichtathletik. Zumindest nimmt Paulus in seinen Briefen gerne Beispiele aus der Welt der Laufwettbewerbe. Olympia lässt grüßen.
- Wenn man von der Sportbegeisterung des Paulus weiß, dann klingt der zentrale Satz der Lesung anders. Unsere Bibelausgabe übersetzt:
"Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen."
- Paulus spricht von seinem Leben als Christ in Bildern aus der Welt des Sports. Er spricht von einem Wettbewerb, dem Laufen, von den sportlichen Regeln und seinem eigenen Bemühen treu nach den Speil-Regeln zu laufen. Er spricht von seinem Vertrauen, dass es richtig ist, sich an die Regeln zu halten, denn da ist einer, der das belohnt, ein Schiedsrichter. Und dann bricht Paulus mit dem Bild: Der Schiedsrichter verleiht nicht nur dem Schnellsten und Ersten eine Siegesmedaille, sondern allen, die auf diesen Schiedsrichter vertrauen; deswegen ersehnen sie ein Erscheinen.
2. Laufen
- Laufen ist ein Ausdauersport. Das macht es dem Paulus geeignet als Bild für das Leben. Er schreibt den Brief gegen Ende seines Lebens. Er weiß, dass er seinem "Schiedsrichter" gegenübertreten wird. Es ist der gleiche, auf dessen Gerechtigkeit er vertraut, dem er glaubt und dem er treu ist, seit er Christ geworden ist.
- Es gibt manche Regeln, nach denen man am Lauf teilnehmen kann. Man könnte auch keine Regeln gelten lassen als die: Ich zuerst! Man könnte am Wettkampf teilnehmen, nur um alle anderen hinter sich zu lassen. Oder wir laufen und vertrauen dem Richter, der die erhöht, die sich nicht selbst in den Vordergrund stellen und der alle einlädt, die Sünder und Schwachen zuerst.
- Es ist dieses Besondere am Laufen nach diesen Regeln Christi: Wir erlangen die Medaille, wenn wir seinem Weg vertrauen. Und es ist das Besondere, dass wir nicht allein Sieger des Lebens sind, sondern immer nur zusammen mit anderen.
3. Ziel
- Das erklärt auch, warum Paulus so scheinbar unvermittelt von den Freunden spricht, die ihn verlassen haben. Er will nicht allein laufen. Timotheus, dem er schreibt, soll kommen und Markus mitbringen: Paulus kann allein nicht Apostel sein.
- Gemeinsam laufen, gemeinsam das Ziel erreichen, nur so können wir Christen sein. Dafür macht Paulus ein Wortspiel, das leider nur im Griechischen funktioniert: Markus soll zu ihm kommen "denn er ist für mich nützlich zum Dienst". Das griechische Wort für 'nützlich' aber heißt ' euchrēstos" (εὔχρηστος), wörtlich "gut zu gebrauchen". Nur ein Buchstabe geändert und es heißt "eu-christos" – gut-gesalbt, gut christlich.
- Das Bild vom Lauf-Wettkampf und die Vorstellung, was es bedeutet, als Christ zu leben, geht bei Paulus ineinander über. Entscheidend ist für ihn: Bei diesem Lauf sind wir nicht allein. Wir haben die anderen an unserer Seite und den, der der Richter sein wird: Er ist zugleich Trainer und läuft mit uns. Er ist Gott an unserer Seite.