Predigt zu Weihnachten in der Nacht 2025
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24. Dezember 2025 - St. Nikolaus, Langeoog
1. In eine Krippe gelegt
- "In Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt". Drei Mal wiederholt dies das Weihnachtsevangelium, einmal ist es Teil der Rede eines Engels. Was Windeln sind – und wie sie riechen –, ist bis heute für die meisten sehr anschaulich. Eine Krippe hingegen kennen wir nur aus den Weihnachtsdarstellungen.
- Wie sah die Krippe aus, von der uns das Evangelium sagt, dass es der erste Platz im Leben des Neugeborenen war? Das Wort (griechisch φάτνη phatnē) ist ein Futterplatz für Rinder oder Esel, ein Trog aus Lehm oder Stein, in einem Stall oder einer Höhle, vielleicht auch nur in einem Unterstand oder gar unter freiem Himmel? Lukas schweigt dazu. Es war ihm nicht wichtig.
- Wichtig ist das: Wo Gott unter uns Menschen geboren werden will, geschieht dies so gewöhnlich wie bei jedem Menschen – in Windeln. Und zugleich als Kontrast zu allen Erwartungen – unbehaust in einem Stall, abgelegt in einem Futtertrog, "weil in der Herberge kein Platz für sie war."
2. Unter den Armen
- Mir ist die Formulierung aus einem Gebet (vom 8. Dezember) hängengeblieben. In Bezug auf Maria, die Jesus geboren hat, heißt es dort, Gott habe sie darauf vorbereitet, „um deinem Sohn eine würdige Wohnung zu bereiten“.
- Eine „würdige Wohnung“. Ich mag das Bild, weil der Kontrast nicht größer sein könnte zwischen dem, was ich mir unter einer „würdigen Wohnung“ für einen mit wertvollen Gast vorstelle, und dem, was Gott sich ausgesucht hat.
- Ein Viehunterstand ist, was, Gott sich aussuchen will. Unter lausig bezahlten Hirten ist, wo Gott wohnen will. Bei denen, für die in der Herberge kein Platz ist, fühlt Gott sich wohl. Das wird Jesus durch die Praxis seines Lebens bestätigen. Es ist ganz sicher nicht die Armut selbst, die er romantisch toll fände. Aber es sind die Armen, mit denen zusammen Jesus vom ersten Tag an lebt, leben will.
3. Zu Gast sein
- Von da aus ist mancher schnell bei der Konsumkritik, zumal an Weihnachten. Vielleicht zurecht, aber dazu braucht es nicht eine Predigt. Es reicht oft schon ein Blick auf den Konto- oder Schuldenstand oder aber es braucht die Kunst, genauer zu schauen, was mich wirklich glücklich macht. Doch hier, an Weihnachten darf es um Gefühle gehen, darum, wo ich mich wohlfühle.
- Zwar, wo man sich wohlfühlt, kann sich niemand aussuchen. Gefühle sollte man nicht machen wollen. Aber vielleicht kann man mutiger sein, etwas auszuprobieren? Vielleicht lohnt es sich, wenn ich mir das Fremde und Ungewohnte zumuten lasse. Vielleicht braucht es einen Anlass, die Zone der eigenen Kreise vorsichtig zu überschreiten.
- Gott könnte ein solcher Anlass sein. Jesus hat Zeit seines Lebens Gelegenheiten wahrgenommen, dort zu Gast zu sein, wo man ihn am wenigsten erwartet hätte. Dort ließ er zu, dass andere etwas für ihn tun. Liebe geben zu können, hängt immer damit zusammen, Liebe auch empfangen zu können. Von denen am Rand lässt Gott sich beschenken. Ich müsste nur darüber nachdenken, wo das für mich, für meine Lebenswelt heute ist. Dann wäre ich ganz nah bei ihm, dem menschgewordenen Gott.