Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Taufe: Vertrauen in diesen Gott (Psalm 23)

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24. September 2022 - St. Remigius, Bonn

1. Vertrauen

  • Die Taufe ist das große Fest des Vertrauens. Denn das, was Christen mit "Glauben" meinen, ist grundlegend Vertrauen.
  • Vertrauen in Gott, den Ursprung allen Seins und Lebens. Gott hat jede und jeden nicht zufällig geschaffen, sondern aus Liebe, so vertrauen wir.
  • Vertrauen in Gott, der nicht jenseits unserer Menschengeschichte bleibt, sondern ein Mensch wurde, dem wir Schwester und Bruder sein dürfen. Gott ist gegenwärtig in seinem Volk Israel und durch Jesus Christus haben wir Zugang zu dieser Erwählung, so vertrauen wir.
  • Ja, dieser Gott wirkt in unseren Herzen und in der großen Gemeinschaft der Kirche, dort wo wir seine Liebe weitergeben, wo wir sein Wort hören und wo Gott im Sakrament, im "Heiligen Zeichen" wirkt. Das erste Sakrament ist die Taufe, so vertrauen wir. Die Taufe ist das große Fest des Vertrauens, dass Gott uns annimmt und im Leben begleitet.

2. Psalm 23

  • Daher ist der Psalm 23 gut gewählt als der biblische Text für diesen Tauf-Gottesdienst. Vor allem evangelische Christen pflegen Psalm 23: "Der Herr ist mein Hirte". Bevor Christen dieses Gebet vor zweitausend Jahren übernommen haben, wurde dieses Lied schon seit Jahrhunderten im biblischen Volk Israel überliefert. Seine Ursprünge mögen sogar in weiteren Jahrtausenden zu messen sein.
  • Denn Psalm 23 ist erkennbar das Gebet von Menschen, für die 'Hirte' eine Erfahrung ist: Hirten, die behüten und bewahren, Hirten die leiten und denen man vertrauen darf.
    Das stelle ich mir sehr konkret bei Nomaden in der Wüste vor. Es sind Oasen, wo die Herde frische Weide findet. Dann aber müssen sie weiterziehen. Der Weg zur nächsten Oase führt durch die Wüste. Die finstere Schlucht, das finstere Tal, ausgesetzt, gefährdet, das Ziel noch weit. Ich ahne nur, was es auf so einem Weg bedeutet, dem Hirten zu vertrauen. Ich ahne nur, welches Vertrauen daher in diesem Gebet liegt: Du, Gott, bist mein Hirte!
  • Diesen Glauben kennt am ehesten, wer solche Erfahrung machen musste: Krankheit mit vager Hoffnung; die Finsternis einer Depression, zu deren Heimtücke es gehört, dass Menschen nichts mehr sehen als das finstere Tal; oder fragen Sie Menschen, die tausende Kilometer geflohen sind vor Krieg, Bürgerkrieg oder aus einem zerstörten und unfruchtbar gewordenen Land. Unzählige Stationen auf der Flucht, immer die Unsicherheit, Sehnsucht nach dem Ruheplatz am Wasser – Vertrauen, dass dennoch Gott mich führt.

3. Ein Kind

  • Taufe ist das große Fest des Vertrauens. Die Taufe eines kleinen Kindes zumal. Denn jedes Sakrament wird gespendet auf den Glauben hin, den wir bekennen, das Vertrauen.
    Bevor uns im Sakrament der Hl. Eucharistie der Leib Christi gereicht wird, sprechen wir das "Amen!", ja ich glaube und vertraue, dass in diesem Brot Christus selbst meine Speise wird.
    Hier aber, im Sakrament der Taufe für C.sprechen Eltern und Paten das Glaubensbekenntnis. Erst darauf aufbauend spende ich das Sakrament der Taufe.
  • Wir vertrauen also doppelt. Wir vertrauen, dass Gott C. der gute Hirte sein wird, der es auf gute Weide führt, aber auch durch das finstere Tal. Und wir vertrauen, dass Gott Euch, den Eltern und Paten, genügend Liebe und Treue möglich macht, damit Euer Kind in eben dem Vertrauen aufwachsen kann, das wir heute im Glauben bekennen.
  • Es ist kein Zufall, dass der Psalm 23 zum Ende hin noch einmal das Bild wechselt. Vom Hirten der Schafe zu Gott, dem Gastgeber beim Mahl der Freude: "Du deckst mir den Tisch, übervoll ist mein Becher.". Und dann schließt das Gebet mit dem Vertrauen, dass dieses Kind in dieser Welt ein Zuhause findet, wo es Heimat hat, wachsen kann und zu einer Frau werden wird, die ganz aus dem Vertrauen lebt: Du, Gott, bist mein Hirte. Amen.