Predigt 4. Adventssonntag Lesejahr C 2006 (Lukas)
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24. Dezember 2006 - St. Wendelin, Wohnau
Da in diesem Jahr Heilig Abend auf einen Sonntag fällt, liegt die Feier des Vierten Advent nur wenige Stunden davor.
1. Alt und jung
- Ein junges Mädchen besucht eine alte Frau. In diesem Jahr rückt der Vierte Advent denkbar nahe an die Nacht der Geburt. Jetzt, wenige Stunden vor der Heiligen Nacht, sind (in den meisten Kirchen wohl) weit mehr alte Leute in der Kirche, als es heute Abend sein werden. Dadurch bekommt das Evangelium einen eigenen Akzent.
- Denn dem jungen Mädchen ist die alte Frau als Zeichen gegeben. Der Engel, der ihr das Wunder ihres Kindes verkündet hat, gab ihr dies zum Zeichen: Auch deine Verwandte Elisabeth erwartet in ihrem hohen Alter noch ein Kind. So macht Maria sich auf und "eilt" zu ihrer Verwandten, die in den Bergen wohnt.
- Das Verhältnis von Alt und Jung ist nicht leicht. Damals galt eine Frau mit 40 als zu alt, um noch fruchtbar zu sein. Nur, wer schon Kinder hatte, wurde geehrt. Heute werden alte Menschen "Senioren" genannt, nett und abwertend. Vielleicht war es aber auch damals wie heute so, dass es alten Menschen schwer fällt, zu glauben, dass Gott in jungen Leuten fruchtbar ist. Da sie nicht so zur Kirche gehen, "wie wir damals", fällt das schwer zu glauben.
2. Der Segen über das Mädchen
- Nichts verrät uns, was Elisabeth dachte, als sie Maria sah. Aber sie spürt, dass sich das sechs Monate alte Kind in ihr vor Freude regt. Da versteht sie und preist Maria glücklich: "Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen".
- Dieser Segen wurde sichtbar in einem jungen Mädchen, damals, zu einer ganz bestimmten Zeit an einem ganz bestimmten Ort. Aber dieses eine Ereignis damals ist Segen für alle Generationen, bis heute. Deswegen ist es Evangelium. Für uns alle hat Gott ein vielleicht 16jähriges Mädchen aus einer einfachen Handwerkerfamilie erwählt, weil er unter uns Mensch werden will.
- Die Gabe der Elisabeth ist das Hören und Verstehen. Diese alte Frau merkt auf das, was sich in ihr selbst regt, um in der anderen Frau Gottes werdende Gegenwart zu erkennen. Maria spricht von sich selbst im Magnificat als von einer unbedeutenden Magd. Elisabeth aber sieht ihre Größe und fragt sich "Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Das ist ein Glaubensbekenntnis.
3. Gottes Wirken erkennen
- Wer weiß, wo Gott heute wirkt. Es ist ein großes Geschenk, wenn Gott die Liebe zum Gebet und zur Feier des Gottesdienstes gibt. Die Messe am Sonntag aber kann nur fruchtbar sein, wenn es eine Sonntagsliebe ist und keine Sonntagspflicht. So schmerzlich das für viele Ältere ist, aber jede Generation muss ihren eigenen Weg gehen.
- Allen anderen ist es aufgetragen, darauf zu vertrauen, dass Gott in allen Generationen fruchtbar sein kann - auf seine, auf Gottes Weise. Elisabeth kann Maria und das göttliche Kind in ihr nur erkennen, weil sie in sich selbst Gott spürt. Nicht am Äußeren, nur durch dieses Hineinspüren in sich selbst, kann Gottes Wirken im anderen erkannt werden.
- Und doch ist Maria vor allem auch Zeichen für die Jüngeren, die jungen Mädchen vielleicht besonders. Denn Maria ist nicht selig, weil sie "gehorsam war". Davon ist im Evangelium nicht die Rede. Vielmehr sagt Elisabeth: "Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ." Maria ist die junge Frau der Zuversicht: Gott wird auch an mir die Liebe erfüllen, die er verheißen hat. Amen.