Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Palmsonntag Lesejahr C 2004

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4. April 2004 - Pfarrkirche Oberschwappach/Knetzgau

1. Aus vergangenen Zeiten

  • Ein Bericht aus längst vergangenen Zeiten. Und doch weit anderes als ein Bericht. Der Ort, an dem er verlesen wird, die Aufteilung in verschiedene Sprecher, fast wie im Theater, die Feierlichkeit - all das macht deutlich, es ist doch weit anderes als einfach ein Bericht.
  • Eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Eher schon ist es eine Erinnerung, die erzählt wird, wie eine Familie erzählt von dem, was sie zusammengebracht und geprägt hat. Nicht einfach das Geschehen in der Vergangenheit macht die Bedeutung, sondern das, was es bewirkt hat.
  • Was aber ist mit dem, der es heute hört? Ist es uns nicht fremd, fern, längst vergangen? Was hat das mit mir zu tun. Wäre diese Erinnerung nicht austauschbar gegen eine der vielen anderen Erzählungen aus längst vergangenen Zeiten?

2. Zu seinem Gedächtnis

  • Dann aber ist da der eine Satz "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Der Satz steht ganz am Anfang des langen Evangeliums vom Leiden und Sterben Jesu. Der Satz könnte leicht überhört werden.
  • Es gibt aber Menschen, für die hat dieser Satz Bedeutung. Denn er ist nicht nur Erinnerung, sondern wird Sonntag für Sonntag gesprochen, als wäre er gegenwärtig. Er erinnert Sonntag für Sonntag eine Gemeinde daran, in wessen Auftrag, zu wessen Erinnerung und Gedächtnis, zu wessen Lob sie zusammen ist. Zu Seinem Gedächtnis sollen wir das Dankgebet, die Eucharistie, sprechen und das Brot brechen, in dem er gegenwärtig sein will.
  • Und es folgt der zweite Satz: "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. " Viel Blut wird vergossen werden, denn der Gottessohn geht den Weg der ohnmächtigen Liebe zu Ende, angesichts der wütenden Gewalt der Könige, die über ihre Völker herrschen, und der Mächtigen, die sich Wohltäter nennen lassen und doch nur ihr eigenes Wohl im Sinn haben. Durch sein Beispiel der Ohnmacht des Sohn des Allmächtigen, durch das Blut, das er vergossen hat, stiftet Jesus einen Neuen Bund, eine neue Gemeinschaft. Er begründet unter uns das Reich, das ihm sein göttlicher Vater vermacht hat.

3. Gegenwart und Zukunft

  • Vergangenes ist gegenwärtig. Darin liegt das Geheimnis dieser Feier. Christus ist gegenwärtig, weil er das Brot geheiligt hat. Christus ist gegenwärtig, weil er nicht nur Worte gesprochen, sondern sein Leben dafür hingegeben hat.
  • Wir feiern den Palmsonntag als Ausblick auf die vor uns liegende Woche. In den Gottesdiensten von Gründonnerstag, Karfreitag und der Osternacht, findet der liturgisch gefeierte Glaube seinen Höhepunkt. Wir erinnern und lassen damit zu, dass Christus gegenwärtig wird, greifbar in Brotgestalt, in seinem Leib. Wenn wir die Hand öffnen, um dem Leib Christi einen Thron in unserem Leben zu geben, dann sind wir aufgefordert, das "Amen" zu sprechen: "Amen", das ist der Leib Christi. "Amen", er ist gegenwärtig, "Amen", wir sind das Volk, von ihm zusammengeführt zum Neuen Bund.
  • Langsam erst haben die Jünger begriffen, was das Kreuz für sie bedeutet. Auch für uns ist es nicht ein einmaliges Hören und Verstehen, sondern ein lebenslanger Prozess, das was Jesus getan hat, für uns zu begreifen. Ein lebenslanger Prozess, uns von der Gesinnung berühren und umformen zu lassen, in der er, der wie Gott war, ein Mensch wurde, gar zum Knecht und Diener. Langsam erst werden wir begreifen und danach leben, dass nicht das Herrschen göttlich ist, sondern das liebevolle Dienen. Amen.