Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Palmsonntag im Lesejahr A 2011

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17. April 2011 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Für Euch auf dem Weg

  • "Ich bin der Weg", sagt Jesus. Als Gemeinde sind wir heute in der Prozession einen Weg gegangen. Heute, am Palmsonntag wird deutlich, was damit gemeint ist. Nicht nur: Jesu Weg ist ein Vorbild für unseren Weg, sondern auch: Jesus, der Christus, ist der Weg. Er ist Gottes Gegenwart, auf der man gleichsam gehen kann, wie auf einem Weg. Außerdem gilt: In Christus sind wir erschaffen. Daher ist er zugleich auch in uns auf dem Weg, dort wo wir uns mit ihm verbinden.
  • Zu allererst jedoch ist Christus für uns auf dem Weg. Im Abendmahlsaal reicht Jesus dem engen Kreis der Seinen das Brot und den Wein: "Nehmt und esst" und "trinkt alle daraus", "das ist mein Leib", "das ist mein Blut". Er wurde seinen Jüngern zur Speise, indem er ganz greifbar in Leib und Blut sich den Jüngern damals schenkte. Dabei sprach er die Wortes des Bundes: "mein Blut für viele". Nicht nur für die Jünger damals galt das daher, sondern es gilt durch sie den vielen, die durch die Zeiten hindurch daran Anteil erlangen - auch bis zu uns, hier.
  • Jesus geht den Weg für andere. Allen seinen Jüngern hat er gesagt: Nehmt, esst, trinkt, auch dem Judas. Von Allen aber heißt es ausdrücklich dann: "Da verließen ihn alle Jünger und flohen", auch Judas, auch Petrus.
    Nicht als Lohn für die Starken, Tapferen, Treuen geht Jesus den Weg, sondern für uns alle geht er den Weg, auch wo ihn alle verlassen. Den, der zum Schwert greift, weist Jesus zurecht. "Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen". Für seine Jünger geht Jesus den Weg, damit sie das Leben haben.

2. Mit Euch auf dem Weg

  • Seit er den Weg für die Seinen gegangen ist, geht er den Weg mit ihnen. Er geht den Weg mit allen, die sich dem stellen, was ihnen aufgeladen wird. Er geht den Weg mit allen, die im Vertrauen auf ihn nicht zum Schwert greifen.
  • Alle, die der Gewalt durch Gegengewalt und dem Unrecht durch Unrecht begegnen wollen, haben ihn nicht an ihrer Seite. Sie beugen sich der Herrschaft des Schwertes und greifen selbst nach dem Schwert der Gewalt und des Unrechtes. Alle hingegen, die den Weg mit ihm gehen, vertrauen darauf, dass die Gewalt überwunden werden kann durch Gewaltlosigkeit. Sie gehen den Weg mit Jesus. Jesus geht den Weg mit ihnen.
  • Weil er mit uns geht, gehen Menschen mit ihm: die Opfer von Verleumdung und Anfeindung, die ihnen und den Menschen an ihrer Seite entgegengebracht wird; die Opfer von Benachteiligung und Ausgrenzung, die die Wahrheit aussprechen und unbequem sind, die Zuwanderer, die keinen Job bekommen, weil sie eine andere Hautfarbe haben und mit Akzent sprechen, die Behinderten, die nicht in das Bild einer effizienten Wirtschaft passen, die Frauen und Kinder, denen Gewalt angetan und die missbraucht werden. An ihrer Seite geht Christus und auch sie gehen mit ihm, ebenso alle, die an ihrer Seite sind. Sie halten den Rücken den Schlägen hin und vergelten nicht Gleiches mit Gleichem.

3. In Euch auf dem Weg

  • Die Verbindung mit Christus geschieht im Gebet. Daher war dies das einzige, wozu Jesus seine Jünger aufgefordert hatte: "Bleibt hier und wacht mit mir!" Den Betenden und Wachenden öffnet Gott das Ohr und die Augen sowohl dafür, welchen Weg sie auf sich nehmen können, als auch dafür, dass er selbst in Christus mit ihnen geht.
  • Das vollziehen wir in diesem Gottesdienst. In der heiligen Feier schenkt uns Gott die Erfahrung, dass Christus in uns auf dem Weg ist. Die Geschichte seiner Passion wurde uns als Frohe Botschaft und Wort Gottes verkündet, das wir hören und in uns aufnehmen. Gott will uns dadurch von innen her gestalten nach dem Bild seines Sohnes, "der Gott gleich war, aber nicht daran festhielt wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte, wie ein Sklave wurde und den Menschen gleich". Vor ihm beugen wir unser Knie. Ihm sollen wir unser Herz unterwerfen und es damit befreien aus der Herrschaft von allem, was nicht Gott ist.
  • Der Prozession vom Anfang des Gottesdienstes wird die Prozession zur Heiligen Kommunion entsprechen. Symbolisch sind wir zu Beginn den Weg mit ihm gegangen und haben ihn in unserer Mitte begrüßt. Real will er in uns wohnen, wenn wir uns nachher neu auf den Weg machen werden, um seinen Leib zu empfangen, damit er uns zur Nahrung wird. Diese Prozessionen in der Kirche führen uns hinaus in unser Leben, wo er den Weg mit uns und in uns gehen will. Amen.