Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt Ostern Lesejahr B - In der Nacht 2015

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4. April 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Der Tod ist einsam

  • Der Tod ist einsam. Die Auferstehung ist es nicht. Der Tod ist die eine große Einsamkeit, die sich nicht so leicht verdrängen lässt. Die Auferstehung, die uns verheißen ist, ist wesentlich nicht einsam, sondern Gemeinschaft.
  • Der Tod ist einsam, gerade der Tod am Kreuz. Dass es ein öffentlicher Tod ist, macht es nicht besser. Die Spötter betonen nur noch die Einsamkeit. Nur wenige Frauen sind geblieben, die Apostel wohl allesamt geflohen. Jesus ist einen einsamen Tod gestorben.
  • Vielleicht gibt deswegen in der christlichen Tradition so etwas wie Gemeinschaften vom guten Tod, die mit den Sterbenden verbunden sind und sich im Gebet um einen guten Tod auf das eigene Sterben vorbereiten. Sterbenden nahe sein ist nicht nur zutiefst christlich, sondern auch die einzige humane Weise der Sterbehilfe. Alles andere, was unter dem Titel Sterbehilfe daherkommt, ist nur ein Teil dieser Unkultur, die den Kranken und Sterbenden ein schlechtes Gewissen macht, weil sie immer nur das Gefühl vermittelt bekommen, sie würden anderen zur Last fallen.
    Vor diesem Hintergrund entlarvt sich vieles, was verschleiernd als Sterbehilfe daher kommt, als sublimer Druck, doch endlich dem Leben ein Ende zu machen. Vielleicht haben wir damit einen neuen Höhepunkt in der Einsamkeit des Todes erreicht. Vielleicht öffnet uns dies aber auch die Augen für das, was wir an Ostern feiern: die Auferstehung aus tödlicher Einsamkeit.

2. Auferstehung in die Liebe Gottes

  • Auferstehung ist nicht Rückkehr in das Vorherige. Österliche Auferstehung ist Beginn des neuen Lebens.
    Ostern ist das Geschenk Gottes, dass der Beginn des Neuen sich zeigt. Es zeigt sich in dem, der drei Tage zuvor noch als Sinnbild des einsam Gescheiterten ausgestellt wurde. Die Einsamkeit war das letzte Wort der Menschen. Die Begegnung mit dem Auferstandenen ist die Antwort Gottes.
  • Die österliche Gemeinschaft ist etwas Heiliges, denn niemand kann darüber verfügen, außer Gott allein. Aber von Gott her wird sie uns geschenkt. Eine Gemeinschaft, in der Menschen nicht Zweck zu etwas sind, sondern um ihrer selbst willen respektiert und geliebt sind.
  • Diese Auferstehung ist angebrochen in der Auferstehung Jesu. Für uns ist seine Auferstehung eine Verheißung. Die Verheißung ist jedoch nicht nur 'irgendwie' und metaphorisch. Ostern bedeutet vielmehr, dass mit der Auferstehung des Gekreuzigten eine neue Schöpfung begonnen hat. Hier ist ein Mensch als erster in neuer Weise hinein gegangen in die Gemeinschaft mit Gott. Hier ist ein Auferstandener, der von Gott her Gemeinschaft stiftet unter den Menschen.
    Der Glaube und die Kirche können - gerade in dieser Nacht - für uns ein Vorgeschmack auf Himmel sein, denn Himmel fängt dort schon an, wo wir anfangen, die Auferstehung Jesu für unser Leben wichtig sein zu lassen.

3. Auferstehung in Gemeinschaft leben

  • Wer immer Ihnen sagt, glauben könne man auch alleine, dazu brauche man keine Kirche: Fragen sie nach und hören sie offen zu, was der andere unter Glauben versteht. Vielleicht sind nur abstrakte Vorstellungen und Werte gemeint. Vielleicht kommt in der Antwort aber etwas zum schwingen, das auf das hin zielt, was auch wir Christen glauben. Dann schauen sie auf ihre eigenen Erfahrungen mit der Kirche die Sie kennen, mit den Getauften, mit denen Sie zusammen leben, die ihre Freunde sind oder mit denen Sie in der gemeinsamen Feier verbunden sind. Davon können Sie erzählen. So wird Auferstehung konkret.
  • Unsere Zeit braucht Auferstehungsmenschen. Einsamkeit gibt es genug. Als das mit den Computern anfing war das sehr praktisch. Man konnte gegen den Computer Schach spielen und brauchte dazu nicht mehr andere Menschen (und außerdem konnte man sich frei aussuchen, auf welchem Level das Ding spielt). Allein am Computer Schach spielen. Manche nennen das immer noch Fortschritt. Nach meinen Begriffen kam der Fortschritt erst, als die Maschine gelernt hatte, gegen sich selbst zu spielen, denn dann hatte ich Zeit, so lange mit Freunden ein Bierchen trinken zu gehen.
  • Geht und erzählen Sie einander und anderen von der lebendigen Gemeinschaft von Ostern. Mehr noch: Lassen Sie sich von Ostern Lust machen auf die Auferstehung aus aller Einsamkeit, so dass Ostern hier beginnen kann, wo wir mit einander feiern - und Sie in der Freude verbindet über allen Tod hinaus. Amen.