Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt Ostern Lesejahr A - In der Nacht 2011

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23. April 2011 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Wessen Auferweckung?

  • Wie wäre es, wenn Kaiser Friedrich Barbarossa auferstehen würde? Der alten Sage nach ruht er im Kyffhäusergebirge in Thüringen. Was würde es für uns bedeuten, wenn in den Frühnachrichten berichtet würde, dass Barbarossa auferstanden ist und der Bundesregierung erschienen sei, wäre das zumindest ein paar Sondersendungen im Fernsehen wert. Aber hätte es für mich Bedeutung?
  • Friedrich Barbarossa verunglückte bei einem Kreuzzug. Mit einem Heer und auf einem Schlachtross war er ausgezogen, Jerusalem zu erobern. Die alte Sage vom Kyffhäuser wurde auf ihn übertragen. Er ruhe dort mitsamt seinen Getreuen, um eines Tages zu erwachen, das Reich zu retten und es wieder zu neuer Herrlichkeit zu führen.
  • Es wäre ein nationales Spektakel, wenn der teutsche Kaiser von den Toten aufersteht. Es mag sein, dass mich das Ereignis nicht unbeeindruckt ließe. Aber mit meinem Glauben hätte dies nichts zu tun.

2. Auferstehung des Gekreuzigten

  • Wir glauben nicht, dass irgendwer von den Toten auferweckt wurde, sondern der Gekreuzigte: Jesus von Nazareth, der von Menschen hingerichtet worden war. Dies war schweres Unrecht. Aber er hat die Täter nicht verdammt, sondern für sie gebetet. Er war kein kriegerischer Kaiser auf Kreuzzug, sondern "das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird". Auf einem Fohlen ist er in Jerusalem eingezogen und blieb der Gewaltfreiheit treu, die dieses Tier symbolisiert.
  • Seine Auferweckung hat für mich Bedeutung. Dass Gott ihn aus den Klauen des Todes befreit hat, gibt meiner Taufe Sinn. Denn Gott hat damit alles, wofür Jesus steht, zu Leben erweckt.
  • Damit hat Gott das vollendet, worauf sein Bund mit Israel hindeutete. Die Schöpfung gelangt an ihr Ziel, die Befreiung aus der Sklaverei kommt zu allen Menschen.

3. Bedeutung für uns

  • Diese Auferweckung hat Bedeutung, weil sie in mein Leben hineinragt. Ich kann mich diesem Gott anvertrauen und die Waffen des Kreuzzuges ablegen. Ich kann die Kraft dieser Auferstehung erleben, wenn ich den Weg Jesu in meinem Leben und auf meine Weise mitgehe. Dann findet Auferstehung schon jetzt statt.
  • Was könnte die Auferweckung des rotbärtigen Kaisers dagegen bedeuten? Er würde den gewaltenbereiten Nationalismus stärken, der an seinem Mythos gestrickt hat. Er würde ein irdisches Reich wieder errichten. Und auch, ob sich die Bundesregierung über die Begegnung mit einem solchen Auferstandenen freuen würde, bleibt zweifelhaft; wahrscheinlich würde er sogleich einen Adeligen zum Reichskanzler berufen, denn Kriegsherren brauchen keine akademischen Grade.
  • Da will ich mich lieber über die Auferstehung freuen, durch die ein so ganz anderes Reich unter uns Wirklichkeit wird. Der wahrhaft Auferstandene trägt die Wundmale des Kreuzes. An ihm wird Gottes Wirklichkeit sichtbar, die in Christus die geschundene Erde mit der Herrlichkeit des Himmels verbindet. Amen