Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Gute Reise

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7. August 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Ziel der Schöpfung

  • "Was Gott verbunden hat..." Das Sätzchen am Ende des Evangeliums drückt aus, was M. und R. mir als erstes sagten, als ich sie noch mal gefragt habe, was für sie wichtig sei am heutigen Tag: "Gottes Hand hat uns zusammengeführt".
  • In der Tat ist es erstaunlich: Eine Bulgarin und ein Deutscher, einmal vietnamesischer, einmal philippinischer Hintergrund, ein Christ und eine, deren Eltern ihr das nicht mitgeben konnten. Zwei Menschen, deren Hintergrund irgendwie den halben Globus umfasst, haben zu einander gefunden. Sie wollen, dass von ihnen gilt, was Jesus sagt: "Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins."
  • Dabei zitiert Jesus aus dem Alten Testament, dem hebräischen Teil der Bibel. Dort wird in Bildern und Gedichten der feste Glaube zum Ausdruck gebracht, dass Gott, wenn er das ganze Universum, Sonnen und Sterne, unseren Planeten und alles, was auf ihm lebt, geschaffen hat, - dass Gott dabei ein Ziel vor Augen hat: Gemeinschaft von Menschen, die einander lieben. Diese Liebe soll die Liebe von zwei Menschen gleicher Würde und Schönheit in Gottes Augen sein, so dass das Menschenwesen sprechen kann "Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch". Das ist das Ziel von Gottes Schöpfung. Diese ganze Schöpfung, alles Wirken Gottes in jedem Atemzug eines Menschen kann daher heute zu einem Ziel kommen, wenn M. und R. heute dazu ihr 'Ja' sagen.

2. In Gott Handeln

  • Wenn ich so schildere, wie Gott diese Ehe will und diese beiden zusammengeführt hat, und wenn ich dann M. und R. anschaue, dann kann ich mir vorstellen, dass den beiden erst einmal ein wenig mulmig ist. Sie wollen zwar, dass wir alle heute sehen und erleben, wie ernst ihnen dieses Versprechen der Treue ist, das sie vor Gottes Angesicht einander geben werden. Aber es kann einem doch der Atem stocken, wenn man gewahr wird, dass in dem was wir tun, auch der allmächtige, ewige Gott selbst handelt und aktiv ist, wenn wir es - wie heute - in Gemeinschaft mit ihm tun.
  • Entsprechend sind M. und R. heute hier ein wenig stolz, ein wenig schüchtern. Stolz, weil sie im Begriff sind, mit der Gründung einer eigenen, neuen Familie etwas Wunderbares zu tun. Schüchtern, weil sie wissen, dass das heutige Versprechen ein - hoffentlich - langes Leben braucht, um dieses Versprechen einzulösen. Aber das ist gerade der Punkt: Die Feier der Ehe, hier in der Kirche, unterscheidet sich von der juristischen Formalie am Standesamt gestern nicht nur dadurch, dass es jetzt wirklich gilt; hier wird kein jederzeit kündbarer Ehevertrag unterzeichnet, sondern ein Versprechen abgelegt "bis der Tod uns scheidet".
  • Der andere Unterschied zum Standesamt ist, dass Sie beide hier in Gott handeln und Gott in Ihnen. Das geschieht darin, dass wir alle heute um Gottes Heiligen Geist und um Gottes Segen für Sie beten werden. Und diesen Segen hat Gott Ihnen zugesagt. Die Taufe, die R. empfangen hat und die er mitbringt in diese Ehe, heiligt den Bund, den Sie miteinander schließen. Die Zusage der Treue Gottes gilt Ihnen beiden, die Sie Ihre Ehe heute Gott anvertrauen.

3. Gute Reise

  • Sie vertrauen darauf, dass Gott ihren gemeinsamen Weg segnet, nicht nur den einen Augenblick heute. Gottes Segen ist der Wunsch "Gute Reise!", "Buenviaje!", der Ihnen nicht zum Abschied, sondern an jedem gemeinsamen Tag gegeben wird.
    Jeder Tag ist von diesem Sakrament und Segen getragen. Für uns Christen ist das etwas Zentrales. Wir glauben, dass die Reise unseres Lebens ein Ziel hat: Mit Christus, der uns vorangegangen ist, in Gott unserem Vater ewige Heimat zu finden.
  • In der Schöpfung - wie wir in der Lesung gehört haben - sagt Gott 'Ja' zur Gemeinschaft von Mann und Frau. Im Sakrament der Ehe verbindet Gott selbst M. und R.; das Ziel der Schöpfung wird in den beiden sichtbar. Das Ziel selbst aber ist die Gemeinschaft aller Menschen in Gott selbst. Die - hoffentlich gute - Reise dorthin ist der Weg, den M. und R. nun gemeinsam gehen und als Familie gehen wollen.
  • Der Handelnde in der Vergangenheit war Gott. Der Handelnde heute, wenn die beiden mutig einander im Sakrament die Treue versprechen, ist Gott.
    Der Handelnde wird auch künftig Gott sein, der Eure Ehe und Familie segnen will. An Euch ist es, dem Handeln Gottes Raum zu lassen. Gott selbst hat Euch zusammen geführt; Gott selbst wird Euch in wenigen Augenblicken in der Ehe verbinden. Keine Macht dieser Erde soll trennen, "was Gott verbunden hat". Amen.