Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Gott zu Gast

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18. Februar 2017 - Ökumenisches Forum HafenCity, Hamburg

1. Salz der Erde, Licht der Welt

  • Nicht weniger als "Salz der Erde" und "Licht der Welt" seid ihr! - Sagt Jesus zu Beginn der Bergpredigt denen, die ihm zuhören. Wer das auf sich selbst bezieht, ist nicht gerade bescheiden. Das wären Selbstbeschreibungen, mit denen man derzeit mit dem Präsident einer Weltmacht in Konkurrenz treten könnte. Wenn sich die Jünger den Titel selbst verliehen hätten - und nicht Jesus diejenigen anspricht, die nach außen nichts gelten; wenn sich die Jünger so wichtig nähmen - und überhört würde, dass Jesus ja ausdrücklich sagt, nicht sie, sondern ihr "Vater im Himmel" solle gepriesen werden; wenn das Wort so verstanden würde, dann wäre das etwas arg hoch gegriffen.
  • "Salz der Erde" und "Licht der Welt". A. und A. haben das nicht so gemeint, als seien sie jetzt die großartigsten Menschen der Welt - really very great people. Im Gegenteil, kenne ich sie als durchaus bescheidene Zeitgenossen. Aber das Wort Jesu schien ihnen geeignet, zu erklären, was wir heute hier erleben.
    Denn Sie beide, liebe A., lieber A., erleben es als ein großes, unverdientes Geschenk, zu einander gefunden zu haben. Und jetzt ist es Ihnen wichtig, das nicht "unter dem Scheffel" zu stellen (so übersetzte Martin Luther das "keiner stülpt ein Gefäß darüber"). Sie wollen diesen Tag mit anderen teilen - als ein Geschenk, das Sie empfangen haben und das sie mit ihren Freuden und vor allem Ihrer Familie teilen wollen. Nicht wegen irgendwelcher Leistung, die zu bewundern wäre, sondern wegen des Guten, das ihnen widerfahren ist.
  • Dabei war es kein Zufall. A. hat schon sehr genau hingesehen, wer ihr da schreibt und wem sie sich öffnen will. Altersgemäß seien es vor allem die geistigen Vorzüge gewesen, mit denen A. sie für sich interessieren konnte, so hört man. Die Liebe ist nicht blind, sie schaut hin und schätzt an dem oder der anderen, was liebenswert ist. Auch die beiden lieben sich zu aller erst ob ihrer Vorzüge. Die Anerkennung durch den jeweils anderen ist ihnen nicht gleichgültig. Im Gegenteil ist es diese Anerkennung die freut und stärkt und Mut macht zu Leben. Auch deswegen muss es heute nicht die größte Hochzeitsfeier sein - greatest party ever. Was die beiden für einander sind, ist ihnen Halt - und das wollen sie mit Ihnen, ihren Gästen, teilen. "Salz der Erde" und "Licht der Welt".

2. Der Herr ist mein Helfer

  • Doch das Eheversprechen, das A. und A. heute einander geben wollen, ist mehr. Es ist ausdrücklich nicht begrenzt: Ich will dich lieben, achten und ehren, solange deine Vorzüge meine Erwartungsskala zu mindestens 60% erfüllen. Vielmehr ist das Versprechen ausdrücklich ein solches, das auch die Schwächen und Blößen mit umfasst, die schlechten Tage wie die Guten.
  • Ich denke das ist, was wesentlich die treue Liebe kennzeichnet: Die Barmherzigkeit, die den anderen zwar wegen der Vorzüge schätzen mag, aber um seiner selber willen annimmt. Es ist die Barmherzigkeit, die nicht alles gutheißt und schönredet. Wer länger zusammen lebt, wird um die Schwächen und auch um die Abgründe wissen und manche Schuld ahnen. Die Barmherzigkeit aber bleibt dennoch dran - vielleicht sogar deswegen dran, weil wir einander vor allem dort brauchen, wo nicht alles großartig ist.
  • So gilt das Wort Jesu vom "Salz der Erde" und "Licht der Welt" nicht den Helden, sondern denen, die um ihre Brüchigkeit wissen. In Eurer Beziehung ist es A. mit seinem christlichen Glauben und seiner Erfahrung in der Beziehung zu Gott, der dem Ausdruck verleiht und die Lesung vorgeschlagen hat, in der das gesagt wird: "Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Darum dürfen wir zuversichtlich sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?".

3. Gott zu Gast in Eurem Leben

  • Erst von hier her wird es sinnvoll, sich anzuschauen, was eigentlich in der Lesung aufgezählt wird an Grundhaltungen, die A. und A. heute über ihr Eheversprechen stellen wollen.
  • Zufriedenheit mit dem, was ihnen geschenkt ist, keine Habgier. Die Fähigkeit in der Ehe treu zu sein. "Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett bleibe unbefleckt", das ist etwas so Großartiges und Wertvolles; gerade dem, der es verletzt hat, wird das im Rückblick klar. "Denkt an die Gefangenen". Das ist nicht zufällig in dieser Aufzählung, weil dies die Menschen sind, von denen wir uns wohl gerne am klarsten abgrenzen. An sie zu denken bedeutet, die eigenen Grenzen und Fesseln nicht zu leugnen.
  • All das hat seine Mitte aber in der Gastfreundschaft. Die Bibel schildert Gott als den, der uns einlädt in seinem Haus und bei der Hochzeitsfeier seines Sohnes zu Gast zu sein. In dieser Kapelle ist der Untergrund, der unter den Hamburger Klinker durchscheint, das Gold, das die Farbe Gottes ist. Das verweist uns darauf, dass wir hier in diesem Raum, aber eben auch in unserem Alltag bei Gott zu Gast sind und auf seine Gegenwart bauen dürfen.
    Dem entspricht die Gastfreundschaft, die A. und A. wichtig ist. In ihr öffnen sie ihre Beziehung für andere Menschen. Und A. weiß, dass A. fest darauf vertraut, dass auf diese Weise Gott selbst bei ihnen, in dieser Ehe, zu Hause ist. "Denn durch die Gastfreundschaft haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt." Amen.