Predigt zu Gründonnerstag 2007
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5.April 2007 - Oberschwappach/Knetzgau
1. Kniebeuge vor dem Leib Christi
- Ich mache eine Kniebeuge vor Ihnen. Denn Sie, die Kirche, sind der Leib
Christi. Wenn es eine gute Übung ist, vor dem Leib Christi im Tabernakel
eine Kniebeuge zu machen, dann doch auch vor dem Leib Christi im Tabernakulum
dieser Kirche. Die Kniebeuge drückt den Glauben aus, dass Gott nicht
fern sondern gegenwärtig ist.
- Gott ist gegenwärtig geworden in Jesus von Nazareth. Wir bekennen im
Glauben, dass Gott leibhaftig Mensch geworden ist in Jesus. So wie Gott in
Jesus einen Leib angenommen hat, so nimmt er im Brot des Altares einen Leib
an. "Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied
an ihm." (1 Kor 12,27).
- Katholiken denken beim Leib Christi immer zuerst an die Kommunion. Das ist
in Ordnung, wenn darüber nicht vergessen wird, dass jede Messe und jede
Kommunion überhaupt nur Sinn macht und nur stattfinden kann, wenn der
Leib Christi, das Volk der Getauften, sich versammelt. Ohne diesen Leib Christi
kann es jenen nicht geben. Wir sind was wir empfangen, wir empfangen, was
wir sind. (Augustinus)
2. Das Brot gebrochen
- Das Brot aber wird gebrochen. Den Leib gibt Jesus am Kreuz hin. Und an der
Stelle wird es heikel, denn das könnte bedeuten, dass der Leib, der wir
sind, auch hingegeben wird, überliefert, ausgeliefert, gebrochen, gekreuzigt
und zerschlagen.
- Die Teilhabe am Leiden Christi ist in der Tat kennzeichnend. Zu allen Zeiten
haben Glieder der Kirche gelitten bis hin in den Tod. Ein Leib Christi, der
nicht gebrochen wird, ist in dieser Welt nicht denkbar. Denn diese Welt ist
gekennzeichnet von der Willkür von Machthabern, von scharfen Gegensätzen
zwischen arm und reich und von der Verfolgung derer, die sich zu dem Gekreuzigten
bekennen. Märtyrer der Liebe und des Glaubens hat es im 20. Jahrhundert
mehr gegeben als in den Tausend Jahren zuvor. Nur eine Kirche, die ihren Platz
an der Seite der Armen völlig aufgibt wird frei sein von Verfolgung.
- Der Leib Christi wird gebrochen und hingegeben für all die Vielen.
Deswegen wird er gebrochen. Für die wenigen Reichen und Mächtigen
wäre das nicht nötig. Die Fußwaschung ist im Johannesevangelium
der Ausdrück dafür, dass dieser Dienst der Hingabe unser bleibender
Auftrag ist. Sie macht auch deutlich, dass wir die Hingabe am Kreuz - die
in der ganzen Kirche immer Realität bleiben wird - übersetzen müssen
in unseren Lebenskontext. Nicht jeder von uns wird Märtyrer, aber jeder
Christ hat Teil an einer Kirche, die sich prägen lässt durch das
Kreuz und die Hingabe Christi.
3. Das Blut hingegeben für die Vielen
- "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut." Wir meinen vielleicht,
Brot und Wein, Leib und Blut Christi stünden für das selbe. Aber
da liegt doch im Einsetzungsbericht ein erkennbarer, deutlicher Unterschied
schon in der Formulierung und daher auch in der Sinnspitze. Das Brot ist die
Teilhabe am Leib. Der Kelch aber stiftet den Bund. Beide gehören zusammen,
aber im Ritus setzen sie verschiedene Akzente. (Gerade im Hinblick auf die
Krankenkommunion hat die katholische Kirche übrigens immer betont, dass
dr Empfang auch nur des Brotes doch die volle Teilhabe an 'Leib und Blut'
Christi ist.)
- Der Neue Bund ist der erneuerte erste Bund. Der erste Bund ist der Bund
Gottes mit dem auserwählten Volk Israel. Dessen Heiligtum war der Tempel
in Jerusalem und das Blut der Opfertiere im Tempel war Zeichen des Bundes:
in diesem Lebenszeichen erinnerte Israel an die Errettung aus Ägypten.
Der Neue Bund erinnert durch die Teilhabe an dem Kelch in Christi Blut, dass
in seiner Hingabe wir zusammengerufen wurden.
- Jesus wird von diesem Mahl aus seinen Weg gehen. Zuvor aber hat er mit den
12 Jüngern dieses Bundesmahl gefeiert, das daher so etwas wie die Geburtsstunde
(oder die Zeugung?) der Kirche ist. In Jesus gibt Gott sich selbst hin, damit
wir Gemeinschaft haben mit ihm und zu einander. Wir würden heute noch
irgendwelchen blutdürstenden germanischen Göttern nachlaufen, hätte
uns Christus nicht eingeladen in den Bund mit dem Gott, der sein eigenes Blut,
sein eigenes Leben gibt. Amen.