Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Dreifaltigkeits-Sonntag im Lesejahr B 2018 (Matthäus)

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27. Mai 2018 - St. Marien, Bonn-Bad Godesberg

1. Herr Meier

  • Da hinten, in der Bank sitzt Herr Meier. Herr Meier ist 37 Jahre alt. Herr Meier ist Verwaltungsangestellter. Er ist Vater von zwei Kindern, hat aber oft zu wenig Zeit für sie. Er ist Fan des 1.FC Köln. Deswegen hat er im Moment nicht so gute Laune. - So, jetzt wissen sie viel über Herrn Meier. Aber hat dieses Wissen für Sie irgendeine Bedeutung?
  • Nirgendwo in der Bibel steht, dass Gott ein Gott in drei Personen "ist". Vor allem steht doch nicht das Wörtchen "ist". Vielmehr verhält es sich ganz ähnlich wie bei Herrn Meier. Nur zu wissen, wer jemand ist, hilft noch nicht weiter. Das sagt überhaupt nicht, was jemand für mich bedeutet.
  • Herrn Meier gibt es nicht. Zumindest hoffe ich, dass meine Beschreibung nicht zufällig auf jemanden passt, der da hinten in der Bank sitzt. Aber was würde es für Sie auch einen Unterschied machen, ob es ihn gibt oder nicht? - Ganz ähnlich verhält es sich mit Aussagen über Gott. Manche sagen Sachen über Gott, und man merkt, dass es letztlich ganz egal ist, ob es den so beschriebenen Gott gibt, oder nicht. Leider gehört für viele Christen auch Dreifaltigkeit dazu. Ob es das gibt, ob das so ist, oder ob Gott vielleicht vier oder fünf oder zwei oder nur eins ist, das ist letztlich egal. Aber es steht eben auch in der Bibel nicht einfch nur das Wörtchen "ist", dass Gott dieses oder jenes "ist"; immer geht es um mehr. Schauen wir genauer hin.

2. Tätigkeitswort

  • Was steht da über Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist? Es steht da, dass wir in diesem Namen taufen sollen. Taufen ist ein Tätigkeitswort.
    Steht in der Bibel, dass der Heilige Geist die dritte Person der Dreifaltigkeit ist? Nein, dort steht, dass der Geist gesendet wird, und auch im Glaubensbekenntnis sprechen wir, dass der Geist vom Vater ausgeht, und dass der Sohn darum bittet. Und auch von Jesus steht da, nicht einfach nur, dass er der Sohn Gottes ist, sondern das, wer ihn sieht, Gott den Vater sieht. Immer geht es um mehr.
  • Es sind also immer Tätigkeitsworte. Wenn wir Gott nicht loben, auf ihn nicht vertrauen, in unseren Gebeten zu ihm sprechen, dann bleibt jede Rede von Gott leer und sinnlos. Hinter der Bibel steht eine ganz andere Erfahrung von Gott, und das ist auch der Inhalt des heutigen Festes, dem Dreifaltigkeitssonntag. Es geht um loben, danken, feiern. Die vielfältige Einheit und Lebendigkeit Gottes, ist es, die am heutigen Fest zum Ausdruck kommt.
  • Das sicher wichtigste Tätigkeitswort in Bezug auf Gott heißt ohne Frage lieben. Wenn Sie daher verstehen wollen, was wir heute feiern, dann hilft Ihnen sicher als erstes die Frage: Was macht Gott liebenswert? Sprechen wir also von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist, und sehen ob wir darin den Gott entdecken, der liebenswert ist, unserer Liebe wert. Dann werden wir darin auch den Gott entdecken der uns liebt, dem wir es wert sind, dass er uns liebt.

3. Liebenswürdig

  • Wenn ich so frage, dann verstehe ich sehr schnell, was mich zur Erkenntnis Gottes führt. Das Staunen gegenüber der Schöpfung, den Jahrmillionen der Evolution, der Schönheit einer Blume, der Unendlichkeit des Alls, der Zärtlichkeit einer Geste. Wenn ich entdecke, dass all das seinen Ursprung in Gott, dem Schöpfer, hat, dann ist das mein Zugang, um diesen Gott zu lieben.
  • Und wenn ich in Jesus Christus die Gegenwart der Liebe Gottes erkenne, wenn ich spüre, wie es Gott drängt, uns Menschen nahe zu sein, dass er selbst deswegen Mensch geworden ist, dann ist es das, was Gott liebenswert macht: Ein Gott der in Menschengestalt zu uns kommt, um uns nahe zu sein.
  • Und wenn ich spüre, hoffentlich wirklich einmal spüre, dass in mir ein Atem ist, der mich über mich selbst hinaus führt, wenn ich in einem Gottesdienst erfahre, dass in all den Riten und Worten und Liedern eine Kraft ist, die mich zu einer Liebe führt, die größer und weiter ist, als alles, was ich kennen, dann ist das ganz Gottes Gegenwart in seinem heiligen Geist. Gott als Kraft in mir und in unserer Mitte, das macht ihn liebenswert.
  • Wenn also das Matthäusevangelium am Schluss dazu auffordert, auf den Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen, dann ist das keine tote Formel, sondern das großartige Geschenk, das wir als Kirche geben können, dass Menschen - und darin immer wieder auch neu wir alle - hineingetaucht werden in die Gemeinschaft dieses lebendigen Gottes. Es ist die Einladung, Gott mit meinem ganzen Leben zu lieben. Und mich von ihm lieben zu lassen. Amen.