Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Sonntag Christkönig im Lesejahr A 2017 (Matthäus)

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26. November 2017 - Aloisiuskolleg Bonn-Bad Godesberg

1. Was ich tue zählt

  • Liebe. Gerechtigkeit. Aufmerksamkeit. Fairness. Frieden. Es macht einen erheblichen Unterschied, was ich tue und was ich nicht tue. Da geschieht etwas oder es geschieht nicht, und es liegt an mir, wenn ich die Möglichkeit das Gute zu tun nutze oder nicht nutze.
  • Es macht einen Unterschied für den, der auf mich gehofft oder vertraut hat. Es macht aber auch einen Unterschied für mich. Ich bin es, der hingeht und hilft, oder der sich abwendet, weil es ihm egal ist. Ich bin oder werde zu einem solchen Menschen oder zu einem solchen Menschen, je nach dem, was ich mir angewöhne zu tun oder zu lassen.
  • Der Unterschied kann lange versteckt werden, vor mir selbst und vor anderen. Aber am Ende, vor dem Angesicht Gottes, da wird es offenbar. Da trennen sich die Schafe von den Böcken, der Spreu vom Weizen, die Menschen die den Schwachen helfen, von denen, die immer nur achtlos vorüber gehen. Da ist ein Unterschied. Am Ende zählt, wie ich mich gegenüber denen verhalten habe, die mich brauchen. Denn am Ende werde ich der sein, der ich geworden bin, durch das, was ich getan oder nicht getan habe. Es zählt.

2. Gottes Gegenwart

  • Das Atemberaubende an dem Evangelium heute ist noch mal etwas anderes. Für Gott ist der Unterschied zwischen Liebe und Gleichgültigkeit nicht dazu da, abzuwarten, zuzusehen und am Ende - Zack! - das Urteil zu sprechen. Gott ist nicht ein unbeteiligter Richter. Es ist seine Schöpfung, seine Welt.
  • Deswegen geht Gott auf uns zu und lädt uns ein, heute und ganz konkret zu einem anderen, einem neuen Menschen zu werden. Nicht um uns zu verurteilen steht dieses Evangelium da, sondern um uns zu helfen, das wirklich Wichtige im Leben zu entdecken.
  • Natürlich setzt das voraus, dass ich verstehe, dass Gott entscheidend ist für das Leben, meines und das aller Geschöpfe. Wenn ich Gott zur Disposition stelle und meine, ich muss ihn nur ignorieren, dann gibt es ihn nicht, dann werde ich nie verstehen, wie atemberaubend es ist, dass da Größte und Wichtigste, der Urheber von allem mir begegnet in dem Kranken, Hungernden, Gefangenen, Obdachlosen. Der König des Universums, der größer ist als alle menschliche Macht, ist in der menschlichen Schwäche und Hilfsbedürftigkeit. Das ist kein Zufall, sondern entspringt Gottes Wesen. Denn Gott ist Liebe.

3. In der Liebe gegenwärtig

  • Das ist das innerste Geheimnis der Liebe. Sie wird dort gelebt, wo ich nicht auf Gegenleistung spekuliere, sondern der andre um seiner selbst willen geliebt wird. Letztlich weiß das jeder von uns. Wir bemühen uns zwar dauernd, uns so anzuziehen und zu verhalten, dass wir von anderen angenommen werden. Aber tief drin ist die Sehnsucht, dass wir auch ohne das Drumherum angenommen werden, ja, geliebt werden.
  • Ich hoffe, dass Ihr im Sozialpraktikum etwas von dem tiefen Sinn dieses Gleichnisses heute erfahren habt. In Jesus ist Gott den Geringsten nahe, so nahe das er sagen kann: „Das habt ihr mir getan!“
  • Dort, wo ihr bei kleinen Kindern oder bei alten Greisen geholfen habt, dort wo Ihr Euch überwinden musstet zu Menschen zu gehen, die ganz anders sind, als Eure ‚normale‘ Welt, dort seid Ihr Gott ein Stück näher gekommen, weil Ihr Grenzen überwunden habt und auf die zugegangen seid, die dankbar sind für Eure Hilfe. Ihr seid Gott begegnet, wahrscheinlich ohne es zu ahnen. Vielleichthabt ihr es aber auch geahnt, als Ihr gemerkt habt, wie großartig es ist, einem Menschen Liebe zu schenken und darauf zu vergessen, ob Ihr selbst dabei zu kurz kommt. Denn darum müssen wir nicht sorgen. Dazu ist Gott uns Vater. Amen.