Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt 2. Adventssonntag Lesejahr A 2013 (Matthäus)

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8. Dezember 2013 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Zeit der Vorbereitung

  • Die nächste Zeit bringt es ans Licht. Johannes der Täufer kündigt den Kommenden an, der die Spreu vom Weizen trennen werde; gute Nachricht für den Weizen, schlechte Nachricht für die Spreu.
  • Es ist also gar nicht so klar worauf ich mich im Advent vorbereiten soll. Bin ich Spreu oder bin ich Weizen? Ist mein Leben großtuerisch und leer, und muss ich befürchten, dass dies offenbar wird. Oder gehört mein Leben zu dem Kleinen, wenig Beachteten, das jetzt in das richtige Licht gerückt werden wird?
  • Advent ist Zeit der Vorbereitung auf das Kommen Gottes. Und Gott wird so ganz anders sein, als ich mir das vorgestellt habe. Wir bereiten uns auf das Kommen eines Gastes vor und werden doch erst sehen müssen, wer dieser Gast ist. Wird es ein Gast des Gerichtes, wie der Täufer Johannes es ankündigt, oder ein Gast zu einem Hochzeitsmahl, wie es in den Gleichnissen Jesu aufscheint?
    Kommen Gäste, so bereitet man sich vor. Aber wie bereitet man sich auf jemanden vor, bei dem noch nicht klar ist: kommt er wie zu einer Hochzeit? kommt er wie zu einem Gericht?

2. Das Kind als Richter

  • Doch eines wissen wir: an Weihnachten feiern wir das Kommen Gottes als Kind im Stall von Bethlehem. Es ist ein Kind, und wirkt damit ganz anders, als das, was wir vielleicht nach den Ankündigungen Johannes des Täufers erwartet hätten.
  • Aber vielleicht täuscht das. Vielleicht ist das kommende Kind, gerade weil es so wehrlos in einer Futterkrippe liegt, gar nicht harmlos. Wie wäre es denn, wenn wir einem Kind erlauben würden, Richter über diese Welt zu sein?
  • Nicht ein Kind, das sich auf den Richterstuhl setzt, sondern ein Kind, das in der Krippe liegt. Nur dadurch, dass es Kind ist, könnte es bereits Richter sein. Wir müssten uns fragen, wie wir unser Leben leben und wie wir unsere Welt gestalten angesichts dieses Kindes, dessen Leben noch vor ihm liegt. Das Kind allein schon schafft einen unterscheidenden und richtenden Blick.

3. Offen für das Kommende

  • So könnte Advent ganz konkret werden. Es braucht nicht mehr als ein Kind, um sich vorstellen zu können, worauf ich mich vorbereiten will. Denn in einem Kind will Gott zu uns kommen. Ich muss mich also nur fragen ob das, was ich denke und tue, was ich mache und unternehme vor einem solchen Kind Bestand hat.
  • Ein neugeborenes Kind ist ein unbeschriebenes Blatt. Noch ist völlig klar, dass keiner von uns alles über dieses Kind wissen könnte. Und genau darin ist dieses Kind ein Bild Gottes. Denn was weiß ich denn über Gott und über die Wege die Gott mit mir gehen will? Es ist nicht schon alles fertig, nicht schon alles vorherbestimmt, nicht schon alles abgeschlossen.
    Advent ist Vorbereitung darauf, dass Gott als Gast zu uns kommt, wie ein Kind. Es wird an Weihnachten neu geboren. Eben das ist Gottes Barmherzigkeit, dass wir nicht an die Vergangenheit gefesselt sind, sondern wir neu zusammen mit ihm beginnen können.
  • Die große Vision des Propheten Jesaja, die wir als erste Lesung gehört haben, wäre für uns Stoff genug um Fantasie zu entwickeln, wie diese Zukunft aussehen kann. Bereiten wir uns auf die Begegnung mit diesen Kind vor. Lassen wir dieses Kind Richter sein über die Welt. Bitten wir Gott darum, dass dieses Kind in unseren Herzen die Herrschaft übernimmt, damit wir Weihnachten feiern können als ein Fest des Friedens. Amen.