Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Evangelium 3. Sonntag der Osterzeit Lj C 2000

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28. April 2000 - Rom, S. Maria Maggiore

1. Von Jesus Christus lernen

  • Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, was alles wir von anderen Menschen gelernt haben. Wir werden auf vieles kommen - und je ehrlicher wir sind, auf desto mehr. Allein schon die Sprache, aber auch die vielen kleinen und großen Fertigkeiten, durch´s Leben zu kommen, haben wir von anderen gelernt. Wenn wir das Glück haben, in einer guten Familie oder mit guten Freunden in's Leben zu wachsen, können wir von anderen Menschen lernen, in Freude und gut zu leben. Manchmal, zugegeben, lernen wir vielleicht mehr durch das abschreckende Beispiel, das uns andere geben. Aber wir könnten ja auch dafür aufrichtig dankbar sein, dass uns andere Menschen ihre eigene Schwächen zutrauen und wir lernen, dass auch andere sich mühen müssen - gerade wenn es um die eigenen Eltern geht.
    Von Menschen lernen wir, durch das Leben zu gehen.
  • Es gibt aber auch die bittere Erfahrung, dass wir von anderen Menschen ganz gehörig in die Irre geleitet werden. Der Weg, den sie uns vorausgehen, ist nicht gangbar oder führt nicht an´s Ziel.
    Gott hat uns nicht ein schlaues Buch mit "Ratschlägen für das Leben" gegeben, sondern ist in dem Menschen Jesus Christus uns einen Lebensweg vorangegangen, damit wir im Blick darauf unseren eigenen Weg gehen können - als den Weg Gottes. "Nachfolge" nennt man das, Nachfolge Christi. Die Jünger, von denen das Evangelium berichtet, sind drei Jahre mit Jesus gegangen und haben von ihm gelernt, wie Gott die Welt sieht und was er tut, wenn er den Menschen begegnet.
  • Für Christus führte dieser Weg an das Kreuz. Die allermeisten seiner Jünger - die Männer zumal - haben es da noch nicht geschafft, Jesus nachzufolgen. Aber gerade Kreuz und Ostern war für die Jünger das Wichtigste, weil sie darin gelernt, nein, gesehen! haben, dass wir nichts fürchten müssen, wenn wir uns an Gott halten.

2. Kommt und esst!

  • Im Mitgehen mit Jesus haben die Jünger den Weg Gottes gelernt. Aber erst nach Ostern, nach der Erfahrung des Kreuzes und der Auferstehung, gibt Jesus den Jüngern den Auftrag Zeugen zu sein, wofür er sie senden will. Nach Ostern erst lernen und sehen die Jünger von Jesus das, was nur nach dem Kreuz verstanden werden kann - So werden sie Zeugen für die Kirche. Davon erzählt das Evangelium, das wir gehört haben.
  • "Kommt und esst!" Dies ist die Aufforderung Jesu an die Jünger. Gott lädt ein und nährt. Es klingt noch nach die Jesaja-Lesung aus der Osternacht: "Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen!" Gott will uns beschenken mit dem Größten und Schönsten - mit sich selbst, leibhaftig.
    Aber dieses überwältigende Geschenk Gottes - "Nehmt, das ist mein Leib! - Dies ist der Neue Bund!" - überwältigt uns nicht wie das Schlaraffenland, in dem man nur noch träge hinsinken kann, um sich die Bratenstücke in den Mund fliegen zu lassen. An dem Evangelium beeindruckt, dass Jesus die Jünger zuerst ermutigt, den eigenen Fang zu probieren, dass die Jünger auch erfolgreich sind - dass davon aber wiederum nicht abhängt, dass Gott beschenkt. Und doch war der eigene Fang wichtig. Gott will uns nicht die Welt aus der Hand nehmen, er will sie mit uns verändern. Und doch schenkt er dem, der die Hand für ihn öffnet, ganz und gar gratis, gnadenhaft.
  • Die viele Fische im Netz sind ein Bild der Kirche. Ja, Gott will uns in seinem Netz fangen. Aber es ist das Netz seiner Liebe, es ist die Zusage in seinem Bund, es ist Einladung zu seinem Tisch, an dem er sich ganz mit dem Menschen verbinden will, an dem wir "Anteil erhalten an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat".

3. Kommunion

  • Im Zeichen des Brots werden wir mit Gott selbst vereint, der sich schenkt. Die fundamentale Schlichtheit des Brotes, die Freude, die der Wein symbolisiert, das wird erst jetzt, nach Ostern, deutlich. Jesus Christus bleibt in der Welt gegenwärtig in diesen Zeichen und er geht den Weg seiner Jünger mit in dieser Wirklichkeit seines Leibes, seines Blutes, als Speise seiner Kirche. Deswegen ist jeder, der den Herrn empfängt, gesandt, seinen Weg zu gehen und Zeuge zu sein für die Gegenwart Gottes. Deswegen antwortet man beim Empfang der Heiligen Kommunion - "Der Leib Christi!" - auch nicht mit einem freundlichen "Danke", sondern mit einem bekennenden "Amen".
  • Alles, was die Kirche in der Liturgie der Heiligen Messe gestaltet und feiert, soll zu diesem Geheimnis hinführen: zu tatsächlichen Begegnung mit Christus: in seiner Kirche, in seinem Wort und unüberbietbar im Sakrament seines Leibes in der Heiligen Kommunion.
    Alles, was ich bei der Mitfeier dieses Geheimnisses tue, soll mich daher zu Christus führen. Es soll ein bekennendes "Amen!" zur Gegenwart Gottes sein. Wenn ich die Hand öffne, um den Leib Christi zu empfangen, dann bete ich "Herr, Du gibst mich in Deine Hand!" und erahne das Vertrauen und die Liebe Christi, mit der er sich mir in seiner Kirche anvertraut. Die Gottheit gibt sich in meine Hand, damit ich von ihr gestärkt sie bekenne und verkünde: durch mein Wort und mein Leben. Wie unbegreiflich groß und mächtig ist eine solche göttlich vertrauende Liebe! Ob ich mit der Hand die Heilige Kommunion empfange oder die Mundkommunion pflege - es soll zu Christus führen, den wir empfangen. Wer mit dem Mund die Kommunion empfängt soll erfüllt werden von der dankbaren Andacht für diesen Gott, der in mir wohnen will und sich daher behutsam und heilig mir nähert.
  • Wer die Taufe empfangen hat, ist eingefügt in das Volk Gottes, in den Leib Jesu Christi in seiner Kirche. Wer - heute erstmals und dann allsonntaglich oder gar öfters - die Hl. Kommunion empfängt, wird als Teil des Leibes Christi - der Kirche - mit dem Leib Christi - im Brot - gestärkt, mit der Nahrung die uns geschenkt wird, um zu Christus zu finden und ihm zu folgen.
    So wird das Osterevangelium vom Fischfang zum Wegweiser für unser Leben in Gott:
    • von Gott in der Kirche im Netz der Liebe gefangen,
    • von Christus genährt in seinem Leib,
    • um mit Christus im Heiligen den Weg zum Leben zu finden.