Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 14. Sonntag im Lesejahr C 2001

Zurück zur Übersicht von: 14. Sonntag Lesejahr C

8. Juli 2001 - khg - St. Nikolai Göttingen

1. Städte

  • Über ganze Städte wird das Urteil gesprochen. Schlimmer werde es einer solchen Stadt ergehen als Sodom, das durch Naturkatastrophen vernichtet wurde. Die ganze Stadt.
  • Jesus schickt Jünger vor sich her, in die "Städte, in die er selbst gehen will". Er gibt diesen Jüngern Vollmacht und sendet sie doch in Ohnmacht. Nichts sollen sie dabei haben als die Botschaft: Gott selbst, sein Reich ist nahe.
  • Und doch gibt es Städte, die die Jünger nicht aufnehmen. Den Jüngern bleibt nur, den Staub von ihren Füßen zu schütteln und zu warnen: "Das Reich Gottes ist nahe". Jesus rechnet mit solchen Städten. Er sendet seine Jünger wie Schafe unter die Wölfe.

2. Resistenz

  • Was hier im Evangelium Aussendung für Missionare ist, sollte uns nicht kalt lassen. Wie kommt es, dass das Evangelium an manchen Städten abperlt wie Wasser an einem Imprägnierstoff? Ist das Evangelium nicht gute Botschaft für alle Menschen, und muss es daher nicht nur gut genug verkündet und vorgelebt werden, damit alle glauben? Und: Ist nicht der verbreitete Unglauben in unserer Stadt Folge davon, dass wir das Evangelium schlecht verkünden und leben?
  • Mag sein, dass unser schlechtes Zeugnis viel verhindert. Wir sollten uns aber nicht in unserer Wirkung über- und den Geist Gottes unterschätzen.
    Auf der anderen Seite aber können wir diese Erfahrung im Blick auf uns selbst bestätigen. Wie kommt es, dass an uns selbst das Evangelium so oft abperlt, als seien wir imprägniert dagegen? Sind wir ein Teil der Stadt, die die Botschaft Jesu ablehnt? Die Grenze geht mitten durch unsere Herzen.
  • Wir sollten nicht unterschlagen, dass Jesus nicht nur von einzelnen Menschen spricht, denen das Evangelium verkündet wird, sondern von ganzen Städten, die die Boten Jesu abweisen. Es sind nicht abstrakte Individuen, sondern soziale Lebensräume, die sich resistent zeigen.

3. Wege

  • "The next Generation". Wir kommen mit unserem Raumschiff Kirche nicht umhin zu schauen, in welche Generation und in welche Kultur hinein wir das Evangelium sagen - und in welcher Kultur wir es hören. Nur so besteht die Chance zu spüren, welche Hälfte unseres Herzens für Gott verschlossen ist und warum. In welcher Stadt leben wir und werden wir leben.
    Eine Predigt ist zu kurz und vielleicht auch nicht der Ort, diese Stadt zu beschreiben. Es ist schon viel, wenn wir die Zumutung an uns heran lassen, dass es auch Lebensstil gibt, der mit dem Evangelium nicht vereinbar ist. Nicht nur der offensichtliche Verstoß gegen Grundgebote ist Gift für den Glauben. Gerade ganz selbstverständliche Einstellungen, die wir übernehmen und teilen, ganz selbstverständliche Rechte, die wir uns herausnehmen, ganz selbstverständliche Lebensrhythmen, an die wir uns gewöhnt haben, sind möglicherweise Imprägnierspray gegen Gott. Der sich am Kreuz selbst vergessende und selbst verschenkende Gott kann nicht gehört werden, wo wir alles um uns zentrieren.
  • Die Aufgabe, der wir alle uns gegenüber sehen, ist also darüber zu sprechen, wie wir leben. Nur in diesem Kontext können wir an Gott glauben; nur in diesem Kontext finden sich Boten, die Jesus vorangehen, um den Glauben zu verkünden. Der Glaube kann so wenig in eine Unkultur eindringen, wie der Friede Gottes nicht ruhen kann auf einem Menschen, der kein Mensch des Friedens ist.
  • Aber auch das andere gilt. Jesus sah "den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen". Das bedeutet doch, dass bei all unserem Ringen um den Glauben, wir nicht die Schlacht um das Heil des Universums zu schlagen haben. Die hat Gott schon dort gewonnen, wo er außerhalb der Stadt am Schandbalken menschliche Würde umdefiniert hat. Der Satan ist vom Himmel gefallen. Es gibt keinen Grund ihn zu fürchten. Allen Grund aber gibt es, nun den Weg zu suchen.