Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Neujahr 2015 (Numeri)

Zurück zur Übersicht von: 1. Januar - Weihnachtsoktavtag - Maria

1. Januar 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Der Name Jehoschua

  • Der hebräische Name Jehoschua, aramäisch Jeschua, war damals nicht ungewöhnlich. Er bedeutet: "Gott rettet". Wer sein Kind so genannt hat, der verband etwas mit dem Namen, und zwar mehr als ein einfaches Gefallen am Wohlklang des Wortes oder einen Blick auf die Liste populärer Vornamen.
  • Wer sein Kind "Gott rettet" nennt, meint das so. Der Name drückt das Vertrauen der Eltern aus, dass Gott gegenwärtig und heilsam ist. Was letztlich vor dem Absinken in das Nichts rettet, ist Gott allein.
  • Der Name wird bei einer Zeremonie verliehen, acht Tage nach der Geburt, wenn durch die Beschneidung des Knaben seine Zugehörigkeit zum Volk Gottes besiegelt und er Gott anvertraut wird.
    Wenn wir hören, wie das im Lukasevangelium berichtet wird, sollten wir einen Moment die Augen schließen und uns das Kind vorstellen: wenige Tage alt, zerbrechlich, hilfsbedürftig und - ohne Zweifel - jedes Herz berührend. Wir sollten uns erinnern, wann wir ein solches Neugeborenes gesehen oder vorsichtig in den Armen gehalten haben- und dann den Klang des Namens hören: "Gott rettet".

2. Sein Angesicht leuchte über dir

  • Vielleicht haben Sie sich dabei ertappt, in der Erinnerung an den Säugling gelächelt zu haben. Die ersten Wochen und Monate schaut ein solches Kind uns noch nicht direkt an. Dennoch strahlt es etwas aus, wenn wir es anschauen. Und wenn das Kind dann auch uns anschaut (und nicht gerade hungrig oder sonstwie schlechter Laune ist), dann kann man sich schwerlich etwas Schöneres vorstellen.
  • Die Erinnerung daran, wie es ist, wohlwollend und liebevoll angeschaut zu werden, steht hinter der Segensformel, die wir als erste Lesung aus dem Alten Testament gehört haben. Gott, so sagt der Segen zu, wird "sein Angesicht über dich leuchten" lassen, er "wende sein Angesicht dir zu".
  • Es ist ein Maßstab für ein stimmiges Leben und eine stimmige Beziehung zu Gott, wenn dieser Blick Gottes nichts Bedrohliches hat, sondern im Gegenteil: Wenn ich mich von Gott angeschaut weiß, wenn ich weiß, dass Gott sich nicht abwendet von mir, dann weiß ich, er ist mir gut gesonnen, er ist mir gnädig, er schenkt mir Heil, dass ich heil werde. - Weil Gott uns zu solchem Vertrauen führen will, darum blickt er uns mit den Augen eines Neugeborenen an. An der Krippe können wir meditieren, was die Bibel meint, wenn sie sagt: "Gott wende sein Angesicht dir zu".

3. Priesterlicher Segen

  • Unter allen Formeln, mit denen wir uns zum neuen Jahr begrüßen, wäre das eigentlich die Schönste: 'Möge Gott liebevoll auf dich schauen, damit dein Leben von seiner Liebe umfangen sei.' Oder kurz 'Ein gesegnetes neues Jahr"!
  • Am ersten Tag des Jahres feiern wir das Fest Marias als der Gottesmutter. Wir feiern das tiefe Geheimnis des Glaubens, um das die frühe Kirche so gerungen und das sie gegen alle Widerstände als kostbares Glaubensgut verteidigt hat: Dass durch einen Menschen mitten in unserer Welt Gott geboren werden kann, wenn Gottes Gnade auf ihm ruht. Das Geheimnis, dass Maria nicht nur Mutter des Menschen Jesus, sondern wahrhaft Gottesmutter ist, hält die Wahrheit für einen jeden von uns fest: Durch dich kann Gott unter uns geboren werden; nicht in der Weise wie Maria ein Kind empfangen hat, wohl aber in jeder Weise, in der für andere Gottes Segen erfahrbar wird.
  • Daher ist der Segen, den uns das Alte Testament überliefert, ein echt priesterlicher Segen. Priesterlich sein bedeutet, mit Gottes Gnade Himmel und Erde zu verbinden. Gott überträgt die Aufgabe des Segnens an "Aaron und seine Söhne", weil sie die Priester im alten Israel sind. Durch Christus ist diese Aufgabe auf das ganze Volk Gottes über gegangen, da durch die Taufe das ganze Volk Gottes teilhat am Priestertum Christi. Wenn ich heute, als Priester dieses neuen Bundes, am Ende der Heiligen Messe den Segen spenden werde, dann ist dies nur möglich, weil Gott uns in Christus segnet und weil und in so weit dieses Volk, diese Kirche und diese Gemeinde aus Gottes Gnade lebt - wir einander mit der Liebe und mit dem freundlichen Lächeln begegnen, wie auch Gott sein Angesicht über uns leuchten lässt. Amen.